Labskausromantik in Wilhelmsburg 9

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VogesMayerTrio in Aktion


Hier der erste Teil von "Im eigenen Saft"

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Im eigenen Saft 2

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Das Essen kam. Die Spiegeleier auf dem Brei hatten den Charme von Inseln im Sturm. Das Gelbe erschien wie eine Warft auf einer Hallig. Gewürzgurken waren mir wie kleine tapfere Schifferboote, welche die unansehnliche Brühe bewachten. Aber es roch gut. Nach Speck und Fleisch und Kartoffeln. Mutter nahm einen kleinen Damenlöffel.

„Erstaunlich, dass man so was essen kann!“, bemerkte sie, machte aber eine Geste, dass es ihr mundete. Schwester und Bruder steckten sich die weißen Stoffservietten unter den Hals. Ich bekam eine bunte Mitgebrachte zugeteilt. Mutter gab mir einen Kuss auf die Stirn. Klares Zeichen, dass ich zu Essen hatte. Ich schloss die Augen und träumte vom Meer. Vor allem konnte ich so das Gericht nicht sehen.

„Da ist alles drin, was der Mensch braucht!“, sagte Vater. Er bemängelte nur die etwas vornehm labbrigen Spiegeleier, welche wohl auch nur von Einwandererhühnern stammen konnten. Aber wir mussten da jetzt durch, denn wer vorher die Segel gestrichen hätte, hätte nachher kein Eis mehr bekommen.

Mutter und Vater leerten nach und nach die Flasche Aquavit und wurden lustiger und fideler und küssten sich vor all den Leuten. Mein Bruder war der Älteste und machte den Plan, wer wen wo einhakt, damit wir mit den Eltern sauber das Lokal hinter uns brächten.

„Bis nächsten Sonntag dann!“, sang mein Vater mit bereits aufgesetztem Hut und gab dem Lümmel aus Dortmund 20 Mark Trinkgeld. Die taumelnden Eltern führten wir liebevoll am bewegten Hafenwasser vorbei, bis wir schließlich die U-Bahnstation Landungsbrücken erreichten.



20. Mai 2009