Lauf Santa Lauf 08 - 10

Beschreibung

Ho ho ho!


Im roten Weihnachtsmannkostüm und ähnlichem der Charity Run um die Binnenalster mit so viel Weihnachtsfrauen- und Männern, wie nie zuvor, also Weltrekordversuch. Alles am 14.12.2008!

Dazu der zweite Teil meiner ersten diesjährigen Weihnachtsgeschichte.
Wieder ein schönes Märchen.

Die Hässliche und die Schöne (2)

...

„Du bist nicht hässlich!“, sagte er, nachdem sie den Sack gelüftet hatte. Sogleich verriet er ihr, dass er ein recht talentierter Chiropraktiker väterlicherseits sei und drehte ihren Kopf richtig rum, so dass sie ihn endlich auch gut sehen konnte.
„Du bist aber ganz schön hässlich!“, sagte sie zu ihm, denn das Mädchen war nicht nur sehr schlau, sondern auch ehrlich und gut.
„Aber das macht nichts“, sprach die Hässliche, „bei mir kommt es darauf an, was ein Mann im Kopfe trägt!“ Sie hatte dabei so ein warmes Gefühl, wie nie zuvor. Und so geschah es, dass augenblicklich ihre sämtlichen Warzen und Pickel zu Boden fielen und sich darunter ein engelsgleiches Gesicht zeigte. Nun, dass auch ihre Nase zu Boden fiel, war nicht so schick, aber auf diesem Markt gab es Ersatznasen in Hülle und Fülle zu kaufen, die immer noch weniger hässlich waren, als ihre alte Nase.

Als die Hässliche mit ihrem wunderbaren neuen Gesicht, ihrem Vater den Bräutigam vorstellte, weinte der vor Glück, schüttelte sogleich aber den Kopf darüber, dass sie sich einen derartig krummen und verschrumpelten Gnom ausgesucht hatte. Aber der Vater war so froh, die eine Tochter verheiratet zu haben, dass er von Herzen seinen Segen gab.

Die Schöne allerdings, deren leicht vernarbtes Gesicht, welches nur noch mittelschön war, gut bei den jungen Kerlen ankam, hatte schon viele Bewerber total bekloppt geredet. Da schritt der Vater ein und verbat ihr auch nur noch ein Wort zu sprechen. Das Mädchen gehorchte. Denn die Lage war so ernst, dass selbst sie das schnallte.

Da kam ein Zuhälter des Weges, welcher sich nicht sofort als solcher auswies. Er sprach das Mädchen an. Ihr Vater aber sagte, dass das Kind leider stumm sei, aber arbeitsam und brav.
„Ich heirate sie auch so!“, log der Kerl, denn er dachte sich, dass wenn die paar Narben verheilt wären und sie anständige Klamotten trüge, recht ansehnlich sei und eine Stumme hatte er schließlich noch nicht in seinem Stall. So übergab der arme Mann dem Herrn seine letzte Tochter, denn dieser war sehr reich, wenn auch geschmacklos gekleidet. Das Mädchen ging gerne mit, denn ihr langweiliger Vater war ihr schon lange auf den Sack gegangen.

Um den armen Vater wurde es jetzt einsam. Hin und wieder besuchte er die üppige Müllersfrau, wenn der reiche Müller unterwegs war und Geschäfte machte. Von seinen Töchtern bekam er regelmäßig Post, vor allem immer Weihnachtspost.

Die Hässliche schrieb ihm von den wissenschaftlichen Studien, die sie gemeinsam mit ihrem Mann betrieb, dem sie bei allem unterstützte, denn er war sehr schnell nach der Hochzeit erblindet. Sie schrieb von der gemeinsamen Kinderschar. Vier kleine krumme und kränkliche Knaben, die sich ausgezeichnet in der Schule machten und dort gehänselt würden. Und sechs hochbegabte Mädchen, die recht hübsch anzusehen waren, aber angeborene Rückenprobleme hatten.

Die Schöne schickte auch immer zu Weihnachten einen Umschlag. Allerdings meist zum falschen Termin, weil sie zu blöd war, den richtigen zu wissen. Jedes Mal war viel Geld im Umschlag. Der Vater wusste zwar nicht, womit sie das Geld verdiente, aber sie schien doch ein Gebiet gefunden zu haben, bei dem sie großes Talent aufwies.

So verbrachte der arme Mann einen glücklichen Lebensabend, der solange der Müller auf Reisen war, bis ins hohe Alter durchaus auch amüsant blieb.


17. Dezember 2008

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