Frau und Doppelbelichtung

Beschreibung

Struktur und altes Bild von 1989 ca. mit Pentax SFX

Eine Geschichte

Gebäude aus Angst

Wenn in der Pfanne Spiegeleier wabern und es ist dunkel und es riecht nicht nach Mutters Bügeleisen, sehe ich draußen am Fenster die Abendwolken scharf gezeichnet. In jeder Wolke ist eine Insel der Traurigkeit, die auf mich schaut, mich bedauert, weil ich einfach nur so dasitze und mit der Steuererklärung nicht weiterkomme. Wie auch? Die Bierdeckel und die Tageshoroskope sind mir ausgegangen. Ich spiele mit meinen Schatten Quartett, die hoch an die Decke geworfen, nicht den Mut haben über mich herzufallen. Ich gewinne jedes Spiel, verschanzt in mir. Der Bote bringt das Essen, er selbst kommt mit zugeschnürten Stiefeln und das Hähnchen, wie immer in zwei Hälften. Mein Zimmer, eine einzige Bettdecke, unter der kein Arzt Platz findet. Dort sammle ich eine merkwürdig geordnete Architektur wohl gehüteter Komplexe.

Komplex: Ein wunderschönes Wort. Ein Wort, ähnlich dem Nachbarn meines Kopfes. Ein Wort wie Liebe, Zorn oder Pflaster, so eins, was ganz dicht vor dem Gesicht eine schlüssige Präsenz hat. Dort ist es, vergeht nicht, erlebt sich in einer beeindruckenden Halbwertzeit, ähnlich wie die Gebäude der Angst.

7. Angst 2005