Liebling in meinen Wolken

Beschreibung

Neonlicht und Schreibtischstuhl vor Elekrokulissegestrypp - PC und Einsamkeitsromanze Anfang der 90er Jahre mehrfachbelichtet mit Seagull 4B1 und Ilford FP4. Dazu eine neue Geschichte.


Liebling in meinen Wolken

Es ist still geworden um mich. Ich schreie nur noch an ungraden Tagen. Ansonsten liege ich wach und schwitze leise. Ich starre aus dem Fenster und beobachte interessiert meine Bewegungslosigkeit. Längst ist die Verzweiflung von mir gewichen. Es geht mir sogar ganz gut. In moderaten Träumen voll Glück male ich hübsche Lebenswolken. Sie sind mitunter gelb wie vollgepisster Schnee. In meinen Wolken bist du und spitzt den Mund zum Kusshauch. Er flüstert mir etwas zu. Etwas von früher und wenig von später. Ich fühle Leere im Wattebausch. Und im Kopf sind Bilder von dir – meist eingerissen, teilweise vergilbt. Dein Gesicht ist eine ganz hübsche, eine ganz nette belanglos glatte Fläche. Eine hautumspannte Nutzlosigkeit in der sich Körperschläuche gegen den Tod winden.

Aber es ist und bleibt eine schöne Abwechslung an dich zu denken. Du bist dabei verschleiert und undeutlich und das ist gut so. Ich habe Blutgrätschen und Messerattentate vergessen. Es war alles ganz nett. Du warst nett, ich war nett und die Gespielinnen gegen den traurigen Hausfrieden waren strukturlos und manchmal ziemlich geil. So erfreut mich heut dein Nichts. Ich ergötze mich an übersichtlich schönen Gedanken, an hemmungsvollen Erinnerungen und empfinde dein Fortsein als angenehm. Alles ist angenehm wie Butterkuchen am Nachmittag. Wie Kaffeetrinken und ein warmer Sommerwind auf dem Balkon. Ein kläglicher Familienrest sitzt beieinander und schweigt lieber.


8. Juli 2007