Rapunzel

Beschreibung

Ich traf sie am 14. April 2007 inner S-Bahn. Handygraphie

Rapunzel

Ich treffe sie in der S-Bahn. Haare bis zum Sitzmuskel. Ein Rücken schmal wie Norwegen und ein Geruch nach Frühling und einem billigen Drogerieparfüm.
„Rapunzel, lass dein Haar herunter!“, sage ich mutig in ihre ansprechende Rückseite, in die ich mich sofort verliebe. Sie dreht sich um und sagt: „Ich heiße Birgit und zwar mit einem scharfen t hinten.“
„Scheiße Birgit!“, entschuldige ich mich. Sie öffnet dann ihr Haar, welches zuvor noch zu einem langen goldblonden Rossschweif zusammen gebunden war.
„Okay, sie reichen nicht bis zum Boden!“, sagt sie dann, „aber du bist ja auch kein Prinz!“ Diese schmerzhafte Wahrheit nehme ich wie ein Mann und auch die kurze Liebelei, welche jäh an der nächsten S-Bahnstation enden muss. Schließlich gibt es Sachzwänge. Sie muss aussteigen. Ich hätte sie gerne noch aus ihrem Turm gerettet. Vielleicht gibt es ja irgendwo auch so einen Turm für Birgit. So etwas sollte man nie ausschließen.

14. April 2007