Sonnenfreunde

Beschreibung

HH Wellingsbüttel - Mein Weg durchs Alstertal zum Markt. Aufgenommen mit 100 auf 200 gepusht mit Nikon F 801s am 26. Februar 2007 inklusive Hamburger Schrammen. Negativscan.

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und gerne dazu dieser Text:

Sonnenfreunde


Sonnenfreunde kennen weder Schmerz noch Schweiß. Sie lieben die nahtlose Bräune in einem Gesicht, welches recht unkuschelig schaut. Ich dagegen liebe bei Hitze das Tapetengrau abgefärbt auf meinen Wangen zu sehen. Ich warte auf den Regen – immer - auch wenn er fällt - immer warte ich auf den Regen. Nur im Regen kann ich laufen, nachdenken, mich konzentrieren. Nur im Regen hängen die Haarsträhnen bleischwer herab, benetzten mein Gesicht und sorgen für eine realistische Schattenwelt.

Käthe spielt mit mir gerne Bierdosenschach, wenn draußen die Sonne scheint und die Sonnenfreunde von ihr angebrüllt werden. Sie tragen Sonnenbrillen und wirken unantastbar. Wir tragen auch Sonnenbrillen, aber nur in Innenräumen und um uns an das Licht jedes erhellenden Gedanken nur langsam gewöhnen zu müssen. Käthe hängt gerne Wäsche an die Leine, wenn es regnet. Wenn es nicht regnet trocknen wir mit der Wäsche am Leib. Ich schaue mir alte Urlaubsbilder an, auf denen Sonnenschein abgebildet ist. Mal ganz schön – auf Fotos ist Sonnenschein sowenig störend, greift nicht in brachliegende Wohlfühlpsyche ein, lässt das Dahindunkeln des Kopfes in Ruhe. Die Fotos sind schöne Erinnerungen, erzählen sie doch davon, wie es einst war, als wir uns noch unter die Sonnenfreunde wagten und begutachteten wie sie Haut und Lichtschutzfaktorbräune zu einer hohl phrasischen Symbiose werden ließen. Durch unsere Sozialstudien hatten wir Gesprächsstoff für Jahre und brauchten nie mehr an die Sonne.

„Diese armen Menschen!“, denken wir immer, „sie werden nie einen Käfig genießen können – sie werden nie sich selbst lieben, nur ihren Schatz ‚Sonnenschein’ nennen, weil ihnen ein besserer Kosename nicht einfällt“. Lass es regnen: Sie werden flüchten, erblassen, ihre Schminke verläuft, die Bräune bröckelt, die Sonnensucht macht sie zu Angstklumpen. Solange es regnet, werden sie auf Sonne, Sommer und Süden hoffen. Ich schaue zum Himmel, das Grau ist jedes Mal ein anderes und der Schatten, den Käthes Körper auf mich wirft ist wie ich.

3. August 2003