Ein Himmel voller Champignons 1

Beschreibung

Das Leben ist still und wild, denn wir werden keine Steinpilze sein

31. Januar 2008 K 10 D

und ein neuer Text

q.e.d.

Eines Morgens will Käthe hochfahren. Ladefehler lassen sie aber in ihren Rücken und Kreislauf sinken. Ich gehe lieber ohne Vieh und Hund spazieren und sammle Katzen visuell am Regensrand des Weges. Neben ihrer Rustikalität und Feinhaxigkeit, ist mir ihre berührende Mühseele ein wenig zu viel. Dann muss ich Luft einholen gehen. Die Luftmärkte machen ab acht Uhr morgens auf. Manchmal ist sogar noch ein wenig Morgentau von der nächtlichen Melancholie übrig. Davon nehme ich eine Hand voll für 2 Euro 55 und ein Bund Suppengrün. Ich koche mich in den Tag ein. Sehr vorsichtig, sozusagen milde und lauwarm. Soll Käthe mein zwischenzeitliches wach sein doch weiter verschlafen. Soll sie doch von rau züngelnden Muschileckern und Filmregisseuren träumen, von geschäftstüchtigen Künstlern mit Unterlippenbart und frisch frisierter Schambehaarung. Ich betrachte blonde Hündinnen, die auf den Beifahrersitzen von Sportcoupès von hinten wie Hanseatinnen aussehen.

Im Fluss betrachte ich mein Spiegelbild. Ein Katzenjammeraquarell mit zerzausten Wellen. Ich rieche frisch nach Suppe. Ich bin in und mit mir. Meine Lunge öffnet sich mutig. Bläschen platzen scheinbar wie Seifenkugeln. Bis Vormittags um elf lebe ich alleine. Ein paar Stunden Selbständigkeit sind kein Problem. Glocken läuten im Dorfkrug. Gläser zerspringen im Streit. Männermuskeln prallen aufeinander. Blut wärmt den Boden aus Fichtenholz. Ich bin fast glücklich mit mir.

Gegen elf bin ich wieder zurück. In der Wohnung riecht es nach Käthe und Rührei ohne Petersilie. Ich beiße ihr in den Lockennacken. Es schmeckt wie leicht parfümiertes Brathuhn.

„Der Frühling kommt!“, sagt Käthe und schaut zum Küchenfenster hinaus. Ich habe noch etwas Nackenfleisch zwischen meinen Zähnen.

30. Januar 2008