Erlebnisgastronomie

Beschreibung

Abends im Januar 2008 mit K 10 D

Neue Geschichte dazu

Erlebnisgastronomie

Immer wieder berührt mich meine Nachbarin Ilse durch ein tiefes Sockenloch hindurch. Ihr langes Haar, ihr betulich warmes Wesen und ihr Tee begleiten Käthe und mich seit Monaten auf das Herzlichste. Ilse ist nicht aufdringlich, aber ehrlich und gesteht uns eines Tages butterweich und dotterwarm ihre Liebe. Im unbekleideten Zustand, oder im durchsichtigen Umhang bereichert sie seit dem Käthes Wohnung, denn bei Käthe ist mehr Platz zum Wandeln und Tee aufbrühen. Wir schlafen nun zu dritt in einem Bett. Ich darf leider nicht in der Mitte liegen. Diesen Platz hat sich kluger Weise Käthe gesichert, so dass sie nach beiden Seiten hin schmusen und näseln kann. Ilse und Käthe probieren verschiedene Spielzeuge aus, welche von ihren Körpern umschlossen werden, zwiebelschalenhaft sozusagen. Die beiden kichern dann wie barocke Sopranistinnen, besonders wenn die Spielzeuge pink oder violett sind und im Dunklen leuchten, wenn man sie berührt. Ich darf dann hin und wieder mal was halten.

Wenn es wärmer ist, lassen wir die Vögel ins Zimmerchen flattern und frühstücken mit ihnen vergessene Pizzastücke vom Vorabend in unserer französischen Bettlandschaft. Freilich haben Käthe und ich die älteren Rechte in der Wohnung und wenn Ilse mal ungezogen ist, muss sie ausschließlich mit Hemdchen bekleidet zur Strafe auf den zugigen Balkon und sich den zweifelhaften Komplimenten der schmierigen Nachbarschaft aussetzen. Käthe und ich haben dann auch mal Zeit für uns. Beziehungsklausuren machen oder die Steuererklärung. Länger als zwölf Stunden können wir Ilse aber nie aussperren. Wir holen sie dann schnell ins Wohnliche und rubbeln sie mit Frotteehandtüchern und Weidenruten wieder warm.

Sex haben wir übrigens nie zu dritt. Nur Ilse mit Käthe, Käthe mit mir und ich mit Ilse und ich mit Monika und Monika mit Ilse. Monika ist die beste Freundin von Ilse. Käthe kann mit Monika rein auf der körperlichen Ebene nichts anfangen, betont aber immer wieder, dass dies ja im Prinzip nichts ausmachen würde. Dennoch fällt es auf, dass Monika, die uns selten besucht (nur jeden dritten oder vierten Tag) auf Käthes Geheiß hin sehr viel Zeit auf dem Balkon verbringen muss. Wir wirken dann auch nach einiger Zeit auf Ilse ein und empfehlen der Guten, ihre Freundschaft zu Monika mal sein zu lassen. Ilse ist nicht sofort einsichtig, woraufhin wir sagen: „Monika oder wir!“ Monika bekommt das spitz und so erledigt sich das Problem primstens von selbst.

Wir lernen dann in einer Fußgängerzone Sibylle kennen. Sie ist der gleiche Schuhtyp, wie Käthe und trägt auch gerne Hundeleinen in der Öffentlichkeit. Zu viert wird es allerdings bei Käthe ein wenig eng, weshalb ich wieder öfter in meiner Wohnung schlafe, oder Monika ein paar Trostbesuche abstatte. Damit ich zurückkehren kann, lasst Käthe den Balkon zum Wintergarten ausbauen. Dort schläft dann die Sibylle. Liebe zu viert funktioniert aber leider nicht, jedenfalls nicht bei uns. Sibylle geht wieder. Nur schade um den schönen offenen Balkon.

Wir verreisen auch zu dritt. Im Urlaub bevorzugen wir die Erlebnisgastronomie für Erwachsene. Wir lassen uns mit vergitterten Fahrzeugen vorfahren. Ein Mann in Militärlook und Baskenmütze empfängt uns schreiend. Mit Waffengewalt werden wir auf unsere Plätze geleitet. Man zwingt uns mit einem sehr einfachen Essen komische Dinge zu tun. Der Raum ist karg und kalt. Die vorgeschriebene Kleidung besteht aus längs gestreiften Pyjamas, die schlank machen. In der kleinen exklusiven Pension können wir auch nächtigen. Der Kerker ist gut unter Wasser gehalten. Unsere Einzelzimmer sind ungeheizt. Wenn wir keine Fußfesseln tragen, tanzen wir zur Belustigung des Dienstpersonals. Geschlagen werden wir nur bei Widerworten und der Verweigerung von großzügigem Trinkgeld. Tagsüber haben wir zu dritt viel Auslauf. Bergwandern mit Steinen gefüllten riesigen Rucksäcken steht dann auf dem Programm. Die frische Luft tut uns gut. Freilich ist so ein Urlaub mit Erlebnisgastronomie und Survivalorgasmus nicht billig. Aber mit der lieben Ilse zusammen gönnen wir uns so etwas schon mal.

Jetzt ist Ilse wieder ausgezogen. Sie hat einen Mann kennen gelernt: den Friedrich. Er ist vierzig Jahre älter als Ilse, wohlhabend, gesundheitlich angeschlagen und unkompliziert. Wir sind wohlwollend und gönnen Ilse ihr Glück. Aber manchen Abend sitzen wir da bei Kerzenschein und diesem in Olivenöl getränktem Brot und denken an die schöne Zeit mit ihr. Dann sehen wir uns an und versuchen etwas miteinander anzufangen.




23. Januar 2008