Regungslos

Beschreibung

September 2007 mit Pentax K 10 D

Regungslos

Da war Vergangenheit im Antlitz. Ich wollte mich über alte Bilder beugen, da ich die Geschichte nicht vergessen durfte, trotz des tiefen und unüberwindlichen Schmerzes, den ich spürte. In jedem Bild sollte deine und meine Erinnerung sein und diese Szenerie um uns herum vergessen machen, da diese nur allzu wenig mit uns gemein hatte. Schwarze Anzüge um wohlbeleibte Körper, darüber ein Himmel – gesplittert wie eine Fensterscheibe um deren Ränder sich der Rahmen auflöst. Im Schacht versickernde Bemerkungen des Pfarrers. Ich habe Beerdigungen nie besonders leiden können – also auch nicht deine. Und auch hinter den vertränten Schleiern meiner geschwollenen heißgeweinten Augen nervte mich etwas, wovor ich fliehen wollte. Alle drangen sich so höflich auf, obwohl ich eines überhaupt nicht wünschte – Trost. Ich wollte das ersticken jedes meiner Wortversuche in der Sprachwunde – Kehle - authentisch spüren und dahinter lächeln können, wenn ich an dich dachte. Dabei verneigte ich mich höflich und gefasst bei jedem guten Wunsch, nahm die Sonnenbrille ab, damit ich mich tapfer mit meinen verwüsteten Gesichtszügen stellen konnte. Nebenbei strich ich über deine Haut – ganz gedankenverloren und dein Atem schien gleichmäßig, ruhig aber kalt. Ansonsten warst du regungslos.



3. Dezember 2003