Jugend heute und gestern

Beschreibung

Heute:

Man begegnet sich in kleinen Gruppen. Isst gemeinsam Schokolade aus dem Feinkostgeschäft. Gründet Fahrgemeinschaften für die Berufsschule oder die Universität und liest gemeinsam das Feuilleton der „Zeit“. Man telefoniert zwischendurch mit der Großmutter, ob man für sie eine seltene Beat LP bei Ebay ersteigern soll und geht dann auf Jazzfestivals, auf denen der FC St. Pauli als Vorgruppe spielt. Vor dem Zubettgehen teilt man sich mit der kranken Mutter noch eine Ringelblumensalbe, während Vater in der Nachtschicht als Portier die Familie so gut ernährt, wie es seine Verletzungen aus den letzten Studentenunruhen in San Francisco zulassen.

Gestern:

Man trug Beeren und Nüsse herbei und gab dem die Laute schlagenden Bettler einen selbst schwer erschufteten Taler. Man teilte das Brot bei Schalmeiklängen, denn der Vater war selbstverständlich in der SPD. Man rauchte dazu Kräuter um einschlafen zu können und schlief gemeinsam unter einem einzigen Bärenfell ein. Sonntag putzte Vater den Wagen und kontrollierte die Funktion der Gasleuchten und der Zündkerzen aus Holz. Zum Vergnügen ging man mit anderen jungen Leuten ins Amphitheater, wo hauptsächlich Komödien mit Adele Sandrock und Heinrich George angeboten wurden. Hin und wieder wohnte man auch der Schlachtung eines verirrten Kommunisten bei.