Die Markt- und Bürgerkirche St. Gangolf  in Trier

Beschreibung

Die Kirche befindet sich ziemlich versteckt hinter den Häusern des Hauptmarktes und
kann auf eine 1000jährige Geschichte zurück schauen.

Gegründet wurde sie im Jahre 958 unter Erzbischof Heinrich (956-964), wahrscheinlich in Verbindung mit der Errichtung des Marktkreuzes.
Anfangs war sie nur eine kleine Marktkirche, die im 13./14. Jh. erneuert wurde. Mit dem Bau der Kirche, wie sie heute zu sehen ist, wurde im 15. Jh. begonnen.

Von weitem zu sehen ragt der Turm an der Südseite hinter den alten Häuserfassaden hoch.
Vier Turmgeschosse wurden bereits im 13./14. Jh. erstellt. Die beiden obersten Turmstockwerke wurden vor 1507 von der Bürgermeisterswitwe Adelheid von Besselich gestiftet. So überragte der Turm der Marktkirche die Türme des Domes.
Das durfte allerdings nicht sein, so ließ sich der Erzbischof nicht lumpen.
Schnell war ein weiteres Stockwerk auf den südwestlichen Domturm gesetzt und die Ordnung wieder hergestellt.
Der 62 Meter hohen Turm war mit seiner Türmerwohnung bis ins 20. Jahrhundert die Feuerwache der Stadt.

Geweiht war die Kirche dem heiligen Gangolf, einem Gefolgsmann des merowingischen Königs.
Von diesem Heiligen gibt es verschiedene Geschichten zu lesen.
So diese:
Als Gangolf von einem Feldzug zurück kam, ihm berichtet, daß seine Frau Ehebruch mit einem Priester begangen habe. Nach dem Vergehen befragt, beteuert Gangolfs Ehefrau ihre Unschuld.
Da Gangolf ihr aber nicht glaubt, verlangt er die Durchführung eines Gottesurteils:
Danach muß sie ihre Hand in das Wasser der Quelle tauchen. Als sie ihre Hand wieder herauszieht, ist diese völlig verbrannt.
Gangolf läßt Gnade vor Recht ergehen und verzeiht ihr, schenkt ihr sogar noch die Hälfte seines Besitzes. Allerdings darf sie seine Gemächer nicht mehr betreten.
Den Priester wird er außer Landes verbannt. Es dauerte nicht lange bis die treulose Ehefrau ihren Liebhaber erneut zu sich ruft. Der Priester sputet herbei, ermordet in der Nacht Gangolf und flieht mit dessen Frau.
Kurz darauf sollen sich am Grabe des Ermordeten zahlreiche Wunder zugetragen haben.
Als seine Frau davon erfährt, spottet sie: „Gangolf verbringt ebenso Wunder, wie mein Hintern Lieder singt“. Daraufhin ereilt sie eine schändliche Strafe, denn kaum hat sie es ausgesprochen, ertönen aus ihrem Hintern unanständige Geräusche. Und so ergeht es ihr fortan an jedem Freitag, dem Todestag des Märtyrers. Sowie sie auch nur ein Wort sagt, muß sie laut und vernehmlich furzen. :-) :-) :-)
Diese Geschichte ( auch in abgewandelter Form) war im Mittelalter so populär, daß Hrosvith von Gandersheim sie in Reimform brachte.

Als ich im Juli 2015 Trier besuchte, war die Kirche von außen eingerüstet und mit Planen verhängt, so kann ich nur Fotos von Innen zeigen.
Vom Inneren erzähle ich etwas unter dem nächsten Bild.
Ich finde die Geschichte auch ein wenig zum Schmunzeln, so habe ich diese etwas ausführlicher geschrieben.