Moalla - Grab des Gaufürsten Anchtifi - 3. Teil

Beschreibung

Fortsetzung der Grabbeschreibung ...
[fc-foto:8644825]
"Hungernotsäule" im Grab des Anchtifi in Moalla

Die wichtigsten Bestandteile des Grabes sind die Inschriften auf den Säulen.
Sie enthalten Texte, die einen Einblick in die damalige Zeit, der politischen Situation des Landes und dem Leben der Bevölkerung gewähren. Es ist somit die bedeutendste Beschreibung der frühen ersten Zwischenzeit nach dem Zusammenbruch des Alten Reiches.

So enthält eine Säule einen biografischen Text des Anchtifis auf dem er die Hungersnot im Lande beschreibt, die während der turbulenten Zeit der 1. Zwischenzeit (ca 2100 v. Chr.) herrschte. Es war eine Zeit der Anarchie und Ruhelosigkeit, in der das Königreich einzustürzen drohte.
Er rühmt sich in seiner Biographie seiner Fähigkeit als lokaler Gaufürst die bestehende Wirtschaftskrise im Griff zu haben, daß bei ihm niemand des Hungers sterben mußte, zählt einzeln seine "Wohltätigkeiten" auf, die er seinen Bewohnern zukommen ließ.
Unsicher ist, ob diese Hungersnot die in ganz Ägypten herrschte, allein von den politischen Unruhen herführte oder auch vom niedrigen Nilstand und den damit verbundenen Ernteausfällen im Zusammenhang stand.
Ein kurzer Auszug aus seiner Biographie :
" ...Der Fürst, Graf, Königliche Siegler , Vorlesepriester, Truppenführer,
Dragomanenführer, Auslandsvorsteher, Großes Oberhaupt des Horusthrongaus und des Festungsgaus sagt :
"…Horus f ü h r t e mich in den Horusthrongau um Leben, Heil und Gesundheit
willen, damit mein Ruf ihn neu ordnete; denn Horus hatte den Wunsch, ihn
(den Gau) neu zu ordnen, als er mich schickte, um ihn wieder zu ordnen...

Ich bin der Anfang der Menschen und das Ende der Menschen; einer , der die Entscheidung findet , wenn sie Not tut , als einziger im Land, auf Grund klugen Planens; einer der seiner Worte mächtig ist, der am Tage der Vereinigung der 3 Gaue nicht verstört war. Ich bin der Held ohne Gleichen, der das zu Sagende sagt, wenn das Volk nicht zu sprechen wagt, in bangen verstummt ist.
… Über keinen aber, auf den ich meine Hand legte , kam je ein Mißgeschick, wegen der Festigkeit meines Herzens und wegen der Trefflichkeit meines Planes… "

Die Aussagen des Anchtifi über seine Person und seinen Wohltaten, auch wenn sie möglicherweise sehr verschönt sind, geben die Situation der damaligen Zeit wieder und lassen Rückschlüsse ziehen über eine Zeit, von der es wenige Belege gibt.


Auf den noch erhaltenen anderen Säulen sind noch gut erhaltene Darstellungen von landwirtschaftlichen Tätigkeiten, der Lebensmittelzubereitung, dem Bierbrauen und anderen handwerkliche Tätigkeiten zu sehen, wie z. B. Zimmereien.
Am südlichen Ende des Grabes befinden sich Abbildungen vom Säen und Pflügen der Felder und von Frauen, die singend im Chor sich die Hände halten.
[fc-foto:8646118]
[fc-foto:8646169]
[fc-foto:8646187]

Damit beende ich die vielleicht zu ausführliche Beschreibung dieses Grabes.
Hoffe, Interesse geweckt zu haben ? ;-)