Felsengräber der Toraja

Oft Monate dauert es, die Bestattungsstätte aus dem harten Lava Gestein zu schlagen...

Wer nach Tana Toraja reist, hat im allgemeinen nur eines im Sinn, eine Beerdigung zu sehen. Klingt zwar makaber und vielleicht etwas respektlos, ist es aber nicht. Nicht wirklich, denn für die Toraja ist das irdische Leben eine Zwischenstation auf dem Weg ins Jenseits und die Totenfeste sind auch eine Gelegenheit, Familie und Freunde wiederzusehen, die auf anderen Inseln leben und die man vielleicht lange nicht mehr gesehen hat.
Die Toraja haben ein anderes Verhältnis zum Tod wie wir Europäer und sie leben für den Tod. Denn vom Himmel kommen sie und nach ihrem Tod kehren sich dorthin zurück. Entsprechend groß wird ein Begräbnis gefeiert und je höher der soziale Status des Verstorbenen, desto mehr Büffel und Schweine werden geopfert (die Besucher müssen ja auch irgendwie bewirtet werden) und desto länger dauern auch die Feiern.
Und durch die Menschen, die an diesen Feiern teilnehmen möchten, leben wieder die alten Riten auf, die die Missionare unter ihren jeweiligen Religionen in den Griff zu bekommen versuchten. Ich persönlich finde das gut, denn so vergessen die Toraja nicht ihre Kultur und auch nicht ihre Vergangenheit und Traditionen.

Wir hatten die Gelegenheit an einer solchen Totenfeier teilzunehmen.
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An dem Tag wurden der Familie der Verstorbenen die Opfertiere präsentiert, viele Büffel und Schweine. Je heller der Büffel übrigens, desto höher war das Ansehen desjenigen, der den Büffel gespendet hat.
Die Schweine, die verschnürt gebracht wurden, schrieen, wie ich noch nie ein Tier habe schreien hören, denn sie rochen wohl das gebratene Fleisch ihrer Vorgänger und ahnten, was mit ihnen passieren würde.
Die Tiere selbst wurden nicht direkt auf dem Hauptplatz geschlachtet, sondern etwas abseits. Und das ist wirklich nichts für zarte Gemüter, wenn mit einer Machete die Halsschlagader durchschlagen wird und der Büffel langsam verblutet. Das mag alles recht barbarisch klingen, ist es auch für die Augen der Europäer, die es gewohnt sind, Fleisch sauber abgepackt an der Kühltheke zu kaufen und sich am besten keine Gedanken über die Herkunft machen. Jedoch muß man auch sehen, dass die Büffel gehegt und gepflegt werden, denn sie sind die wertvollsten Begleiter auf der Reise ins Jenseits. Und selbst beim Todesstoß zeigt sich der Respekt der Menschen vor diesen Tieren, denn der Mann, der den Büffel hält, verdeckt ihm die Augen, wenn der andere mit der Machete ausholt.
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Der Büffel wird dann Ort und Stelle gehäutet und zerlegt, denn trotz der spirituellen Bedeutung werden mit dem Tier auch die weltlichen Bedürfnisse der Besucher befriedigt.
Ich fand diese ganze Szenen auch recht heftig, denn ich habe vorher noch nie gesehen, wie ein Tier geschlachtet wird. Aber es war auch irgendwie ganz normal und nicht irgendwie abartig. Die Menschen verehren ihre Büffel, schrubben sie jeden Sonntag, lassen sie im Schlamm baden und werfen ihnen nicht das Gras hin, sondern füttern sie. Aber die Tiere haben auch eine rituelle Bedeutung und dafür werden sie geopfert. Bis dahin haben sie ein Leben, wie es für einen Wasserbüffel wahrscheinlich nicht angenehmer sein kann.
Wenn der Verstorbene einen hohen sozialen Rang hatte, dann wird auch noch sein hölzernes Abbild, sein Tau-Tau, in einer Galerie aufgestellt. Und diese Galerien befinden sich meist in schwindelnder Höhe in einer Felswand.
Irgendwie schaffen es die Menschen mit einfachsten Mitteln Löcher in die Felswände zu schlagen, um dort die Toten zu bestatten und auch die Särge in diese Höhen zu transportieren. Daneben gibt es auch noch verschiedenste Formen der Gräber. je nach Alter und Status. So werden z.B. Kinder, die gestorben sind, bevor sie ihre Milchzähne bekommen haben, in einem speziellen Baum bestattet und das geschlagene Loch wächst wieder zu.
Es gibt dann noch die hängenden Gräber und die Felsgräber. In manchen Höhlen kommt man sich wie Indiana Jones persönlich vor, wenn einen die Schädel angrinsen.[fc-foto:18281822]