Zu Gast bei den Roten Dao

Auf meiner Trekking Tour im Norden von Vietnam bin ich zu Gast in den Häusern der vielen ethnischen Minderheiten die hier leben.
Gekocht wird am offenen Feuer in der Hütte, vor dem die Ente für das Abendessen abgestochen wird.
Ich lege meinen Schlafsack auf ein Holzbett und beobachte durch die Spalten im Holz die Wasserbüffel im Stall nebenan...
November 2011- http://www.lubiger-weltsichten.de/

Weritere Erklärungen:[fc-foto:26483047]

Rings um den Fan Si Pan, den höchsten Berg Vietnams, das "Dach von Indochina" (3143 Meter), sollen 25 der 54 ethnischen Minderheiten des Landes leben, andere Angaben sprechen von sechs kleinen Völkern und nennen auch ihre Namen: Es sind, außer den Kinh, die Hmong, die Dao, die Tay, die Zday und die Xapho.

Ins Auge fällt zuerst ein Rot, ein ungeheures Rot. Dao-Frauen tragen dieses Rot in ihren Tüchern, in Schals zu ihren knielangen Hosen und kurzen Tuniken. Hmong-Frauen bekleiden sich mit Hosen, Leggins und Turbanen in Indigo. Die Pflanzen für die Farben werden in den Regenwäldern gesammelt. Wie kommt die Farbe in den selbst erzeugten Leinenstoff?

Die Frauen legen auf die Rundung eines halbierten Baumstammstücks ein kurzes Brett, dazwischen den mit Farbpaste bestrichenen Stoff. Dann wiegen sie sich auf dem Brett hin und her, verlagern das Gewicht, ziehen den Stoff weiter und färben so den Stoff Stück für Stück indigoblau oder knallrot oder giftgrün oder schreigelb.

Es gibt keine gebrochenen Farben bei den Bergvölkern. Übrigens hat die sich hin und her wiegende Frau meistens ein Kind auf dem Rücken. Farben und mit ihnen die Kleidung, die Stickereien, der Silberschmuck helfen auf den großen Märkten in Sapa und Bac Ha zu erkennen, wer ein schwarzer Hmong oder eine rote Dao ist.

Besucht man die Minderheiten in ihren Dörfern, fallen noch andere Unterschiede auf: Tay und Zday bauen in den Tälern, an den Flüssen und Bächen Reis an und wohnen in Stelzenhäusern, die Drei-Raum-Häuser der Hmong bestehen aus Holz und Lehm und liegen an den Berghängen - auch die Hmong bauen Reis an, ihre Terrassen an den Bergrücken gleichen Augenlidern und Brauenbögen. Alle Häuser haben ein Zentrum: den Altar an einer Wand, davor die offene Feuerstelle.

Hängt ein frisch gebrochener Zweig vor dem Haus, sollte es der Fremde nicht betreten. Dann wird gebetet oder man will einfach nicht gestört werden. Bei den Hmongs gilt das Hahnenschwanz-Orakel: Zeigt der Schwanz beim Eintreten zur Tür, kommt ein Feind, zeigt er zum Altar, kommt ein Freund.

Außerhalb der Häuser schmieden die Hmong Pflugscharen und Gewehrläufe, die Dao schmelzen und verarbeiten Silber, stellen Papier her, die Tay flechten Taschen und Körbe aus Bambus und Jute, schnitzen Holz, brennen Ziegel. Alle Bergvölker züchten Büffel und Schweine, Truthähne und Hunde - letztere auch zum Verzehr. Sie suchen medizinisch wirksame Kräuter in den Wäldern und bauen Gemüse, Obst und Blumen an.

Es gibt keine Maschinen, keine künstlichen Farbstoffe - alles ist Natur und Handwerk, in Tragekörben von den Frauen nach Sapa hinauf getragen. Der Fremde kann in den Stelzenhäusern übrigens auch wohnen. Manche Mädchen und Jungen der Xapho sprechen gut Englisch.

Das haben sie gelernt in den Schulen, die man am barackenähnlichen Baustil, an der Landesfahne und am lauten Kindergesang erkennt. Werden sie, wenn sie groß sind, weben und nähen, färben und stricken, schmieden und Reis anbauen wie ihre Eltern?
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