Escape

Beschreibung

[fc-foto:46849823][fc-foto:46834621]
Zugegeben, das Bild von dem einsamen Baum am Ufer des Loch Lomond ist jetzt nicht das Beste, aber es gibt eine Geschichte zum Bild, die gerne dazu erzählen möchte, da sie auch nicht unbedingt alltäglich ist.
Normalerweise ist bei Nacht der Uferbereich dort auch nicht ausgeleuchtet, sondern liegt im Dunkeln, in der Nähe eines Wanderer Parkplatzes in der Millarochy Bay. Aber nicht so an diesem Abend, da war alles voller Menschen und starke Scheinwerfer erhellten den Platz. Aber alles jetzt der Reihe nach.
Der einsame Baum ist immer ein schöner Zwischenstopp auf dem Weg in die nördlichen Highlands, vielleicht böte sich so ja die Gelegenheit auf einen schönen Sonnenuntergang bei spiegelndem Wasser, so zumindest die leise Hoffnung, die man ja immer irgendwo hat. Tatsächlich war es aber sehr windig mit relativ starkem Wellengang im See, dann war der Wasserstand zu dieser Zeit im Loch Lomond sehr niedrig, der Baum stand deshalb meterweit von der Wasserlinie entfernt – So blieb einzig die Hoffnung noch auf einen schönen Sonnenuntergang mit vielleicht einem schönen Abendhimmel im Anschluss.
Als Fotograf war ich an diesem Abend auch nicht alleine, eine Gruppe des Deeside Camera Club war ebenfalls mit ähnlichen Absichten hier unterwegs. Leider lieferte der Sonnenuntergang nicht das Gewünschte und auch das Abendlicht verlief relativ flau und ohne besondere Akzente, so dass es viel Raum für Gespräche gab mit den Mitgliedern des Fotoklubs.
Plötzlich meinte einer der Gesprächsteilnehmer wir sollten alle einmal ganz ruhig sein, er meinte Hilferufe vom See her gehört zu haben. Also waren wir mucksmäuschenstill und lauschten in die Dämmerung. Tatsächlich war ein weit entferntes Schreien zu hören, die Worte verstand ich jedoch nicht klar, im Gegensatz zu den Schottischen Fotografen, die dann sagen, dass ganz klar jemand um Hilfe rufen würde. So starrten wir alle auf den See hinaus, die Sonne war zwar schon lange unter gegangen aber es dämmerte immer noch. Dann entdecken wir aus der Richtung der Rufe im Wasser einen dunklen Punkt ohne aber sagen zu können was es ist und wie groß die Entfernung sein könnte. Inzwischen war es auch klar, dass es sich wirklich um Hilferufe handelte und einer aus dem Fotoclub setzte bereits einen Notruf ab.
Beim Beobachten des Punktes im See kam mir die Idee, meine Drohne zu starten und in die Richtung zu fliegen um vielleicht etwas Näheres über die Situation zu erfahren. Also mit der Drohne los geflogen in der Hoffnung im Halbdunkeln die Stelle zu finden und auch auf dem Display etwas erkennen zu können. Nach über einem Kilometer konnte ich tatsächlich auf dem Bildschirm etwas im Wasser treibendes erkennen, auf das ich dann weiter zugehalten habe. Es zeigte sich dann, dass ein Segler auf seinem durchgekenterten Boot sich auf den gedrehten Rumpf hatte ziehen können aber so natürlich keine Chance mehr hatte irgendwie zurück ans Ufer zu kommen (Details dazu im Bild "Bergungseinsatz"). Wir waren auch alle sehr erleichtert, da wir nun wussten, dass diesem Verunglückten keine unmittelbare Gefahr mehr drohte. Ich ließ meine Drohne ca. 10m über dem Boot schweben, so wusste der Mann wenigstens, dass er entdeckt worden war und er mit Hilfe rechnen konnte.
Nach ca. 20 min trafen die Rettungskräfte auf dem Parkplatz ein als Feuerwehr, das Loch Lomond Rescue Boat, eine Ambulanz und die Polizei. Leider musste ich meine Drohne nun zurückholen, da zwischenzeitlich der Akku ein kritisches Niveau erreicht hatte. Gerne hätte ich die Drohne noch als „Leuchtturm“ für die Helfer eingesetzt, das war aber dann nicht mehr möglich. Jedoch konnte ich Angaben wie Entfernung, Richtung und die GPS-Daten den Rettungskräften übermitteln, so dass die Besatzung des Rettungsbootes den Havaristen schnell und zielgerichtet finden konnte. Nachdem sie den Mann an Land gebracht hatten wurde er medizinisch versorgt und mit der Ambulanz in Richtung Krankenhaus abtransportiert, da er sich lt. Webseite des Loch Lomond Rescue Boat bei dem Unfall wohl verletzt hatte.
Natürlich wäre der Mann auch ohne den Drohneneinsatz gefunden und gerettet worden, aber es hätte vielleicht etwas länger für den Verletzten dauern können, denn zwischenzeitlich war es vollends Nacht geworden. Auch wussten so die Retter genau um was es bei dem Einsatz geht und nach was sie Ausschau halten mussten.
Als nach dem Abschluss der Bergungsaktion der Einsatzleiter extra bei uns vorbei kam um sich für die hervorragende Unterstützung, wie er sich ausdrückte, zu bedanken, da waren wir alle schon etwas stolz.
Die Einsatzkräfte hatten für ihre Tätigkeiten eine umfangreiche und starke Beleuchtung installiert, so dass der ganze Uferbereich mit hell erleuchtet wurde, unter anderem auch der „einsame Baum“. Jetzt konnten wir uns wieder dem eigentlichen Hiersein widmen und ein paar Erinnerungsfotos von dem nun ungewöhnlich illuminierten Baum machen.
So gesehen ist jetzt das Bild auch nicht das große fotografische Highlight, vielleicht aber doch ein kleinwenig etwas Besonderes, auf alle Fälle für die, die mit am Strande des Loch Lomond an dem Abend dabei waren.
Grüße von dieser Stelle aus an den Deeside Camera Club und an das Team des Loch Lomond Rescue Boat
https://deesidecameraclub.org/
https://www.lochlomondrescueboat.org/post/upturned