0353 Flair

Einen guten Blick auf den Weihnachtsmarkt mit seinem Eingang an der Einmündung der Spitalgasse auf den Coburger Marktplatz bekommt man von diesem Standort. Insider kennen das „Caféchen“ der Riemann‘schen Hofbuchhandlung am Markt. Dort kann man im ersten Stock bei einer Tasse Tee oder Kaffee seine Fundstücke an Büchern in Ruhe begutachten. Und man hat einen schönen Ausblick auf den Coburger Marktplatz, wie hier zu sehen.
Die Buchhandlung Riemann ist eine Institution in Coburg: Sie existiert schon seit 1805 als Buchbinderei in der Spitalgasse, die im Jahr 1806 um eine Buchhandlung erweitert wird. Unter Herzog Ernst II wurden 1855 drei Konzessionen für Buchhändler vergeben. Ernst Riemann eröffnet daraufhin seine Buchhandlung in der Ketschengasse. Er wird 1886 der erste Verleger des „Coburger Tageblatts“, einer der beiden noch heute existierenden Tageszeitungen. Seine Witwe Auguste führte nach seinen Tod 1864 bis zum Eintritt ihres Sohnes Bruno 1877 das Unternehmen weiter. 1878 zog die Firma nach Kauf des Hauses am Markt 9 dorthin um. Bis heute ist dort die E. Riemann’sche Hofbuchhandlung angesiedelt. Durch die Kriegswirren des 1. und 2. Weltkriegs bis zum Jahr 1987 blieb das Unternehmen in Familienbesitz. Dann übernimmt Irmgard Clausen die Buchhandlung. Oft als „Frau Riemann“ angesprochen, so stark war der Name des Unternehmens in den Köpfen der Coburger eingeprägt, erweiterte und modernisierte Irmgard Clausen in den folgenden Jahren. 1997 wurde im 1. Stock eine Fachbuchabteilung, das Caféchen und schließlich der „Rote Salon“ eingerichtet. Frau Clausen war die Triebfeder für Autorenlesungen, Vorträge, Vorlesestunden oder Expertentreffs, die regelmäßig in der Buchhandlung stattfanden und noch heute stattfinden. Auch Siegfried Lenz oder Astrid Lindgren haben hier schon Vorlesungen gehalten. Ein wichtiger Schwerpunkt war und ist die Leseförderung für Kinder. Kindergärten und Schulklasse sind regelmäßige Gäste der Buchhandlung.
2015 hat Irmgard Clausen das Geschäft an ihre erste Auszubildende, Martina Riegert abgegeben, die nun mit ihrem Mann Martin Vögele das Unternehmen führt.
Frau Clausen verstarb am 9. Februar 2020 im Coburger Klinikum leider viel zu früh im Alter von 67 Jahren. Ich habe mit ihr zeitweise in verschiedenen Gremien des Coburger Handels gearbeitet – ein schmerzlicher Verlust: wieder eine Person weniger, die sich mit Leib und Seele für ihre „Berufung“ und die Belange der Stadt und des Handels einsetzte.
Das Bild entstand am 27.11.2010 gegen 18:30 aus dem Fenster des Caféchens im ersten Stock der Buchhandlung.

NIKON CORPORATION, NIKON D300, 18.0-200.0 mm f/3.5-5.6, 18.0 mm, 3.5, 1/8, 1600