Leben mit dem Braunkohletagebau: Ruhe in Frieden? Gebeine mit Wanderstab

Leben mit dem Braunkohletagebau: Ruhe in Frieden? Gebeine mit Wanderstab

Bevor die Schaufelradbagger im Gebiet des [fc-info:Braunkohletagebau] Garzweiler II die Herrschaft übernehmen, muss alles was vorher an menschliches Leben erinnert vollständig beseitigt sein. Vollständig heißt auch wirklich alles - ohne jede Ausnahme. So werden eben auch die Toten weitestmöglich umgebettet. Da kann es dann auch schonmal passieren, dass nicht alle Knochen eines Verblichenen gefunden werden. Die landen dann später auf den Förderbändern der Abraumanlagen und werden weitläufig verstreut. Für eine Verwesung werden oft so an die dreißig Jahre angenommen. Dass hier also Gräber ausgehoben werden müssen, die aus den letzten Jahren und Jahrzehnten stammen und wo noch nicht alles Sterbliche mineralisiert ist dürfte für die Arbeiter eine ziemliche Belastung darstellen.

Der Friedhof in Otzenrath macht nun jedenfalls dem Wort "Gottesacker" alle Ehre. Die Umbettung ist in vollem Gange und die alten ausgewaideten Grabstellen werden nur noch grob eingeebnet. Für die Angehörigen, die zu noch nicht umgebetteten Gräbern kommen bietet die zerpflückte Anlage nicht gerade eine besinnliche Erscheinung.

Es bedarf wohl noch einiger Jahrzehnte, bis ein neu angelegter Friedhof einen beschaulichen Charme entwickelt wie eine alte Anlage. Nicht selten gibt es nicht einmal einen eigenen neuen Friedhof, sondern lediglich eine Angegliederung an einen bereits bestehenden. So ist mit der Umsiedlung ein gewisser Identitätsverlust verbunden.

Skurril mutet auch an, dass durchaus noch bis vor kurzem Begräbnisse am alten Friedhof stattfanden, selbst wenn die Menschen schon in Neu-Otzenrath/Spenrath gestorben sind. Die Regelungen dazu sind für die Bürger Otzenraths nicht nachzuvollziehen.

Noch ein paar Fakten:

Durch die ungünstige Hanglage ist eine kostenträchtige Terassierung nötig. Um das Tragen dieser Mehrkosten wurde zwischen RWE und Kirche lange gestritten.

120 Särge werden umgebettet.

Die Gräber, deren Frist nach 30 Jahren abläuft, bleiben da. Solche alten Grabstellen prägen sehr stark den Charakter des Friedhofs. Ein Massengrab bleibt auf unbestimmte Zeit.

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Näheres zur Dorfgemeinschaft Otzenrath-Spenrath:
http://www.otzenrath.de/

Satellitenbild von Otzenrath-Spenrath und dem Tagebau Garzweiler:
http://maps.google.com/maps?ll=51.069125,6.493607&spn=0.055644,0.088715&t=k&hl=en

Zur Karte der Tagebaue und Tagebaufolgeflächen im Rheinischen Braunkohlerevier:
http://www.debriv.de/pages/grafiken.php?page=255

Pro:
http://www.braunkohle.de/

Contra:
http://www.bund-nrw.de/braunkohle.htm

Mehr zum Thema im fotohome-Ordner.

(Aufnahme Ende März 2005)

Stand März 2007:
[fc-foto:8254443]

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Ein anderer, fremder Blick auf die katholische Kirche, mit einem Teil der imposanten Grabanlage des die Geschichte des Ortes einst so prägenden Rittergutes Leuffen, die nun an einem anderen Ort im Rheinland Land erhielten und somit nicht nach Neu-Otzenrath-Spenrath umsiedeln.
[fc-foto:2560430]
Was aus der Gruft Leuffen wurde beschreibt dieser Artikel:
http://www.ngz-online.de/public/article/regional/juechen/nachrichten/343170

Ein Tagebaupanorama mit Blick dahin, wo der Ort Garzweiler mal stand:
[fc-foto:1229117]