Die Reise der MV FRAM - 66

Eisberge! So riesig, wie wir sie bisher in der Antarktis nicht zu sehen bekamen. Wir kreuzen im Antarktischen Sund, dem Eingang zum Wedell-Meer. Dort reichen Gletscher mit ihrem Eis bis ins Meer und schwimmen auf dem Wasser. Dieses Schelfeis wird durch Ebbe und Flut kräftig bewegt und schließlich bricht ein Stück des schwimmenden Eises ab, und bildet einen Tafeleisberg. Deren Oberfläche ist bei neuen Tafeleisbergen ganz waagrecht, die Abbruch-Kanten reichen wie mit dem Messer geschnitten tief unter die Wasseroberfläche. Unter Wasser reichen diese Eisberge ca.8-9 mal tiefer, als über Wasser zu sehen ist.
Die Größe dieser Tafeleisberge ist gewaltig. Oft sind die Kanten hunderte Meter lang, manchmal dutzende Kilometer und es gab auch schon spektakuläre Abbrüche von Eisbergen, deren Oberfläche der Fläche des Saarlandes entsprach.
Das Abschmelzen dieser Eisberge dauert oft Jahre, und sie können mit der kreisförmigen antarktischen Konvektion, einer Meeresströmung, den Kontinent mehrfach umrunden.
Mit der Zeit aber nagt die Erosion der ständigen Wellen an den Tafeleisbergen. Es bilden sich Löcher, sie brechen auseinander, neigen sich. Schließlich verlagert sich der Schwerpunkt so, daß sie rotieren, und sich auf den Kopf stellen. Dies alles geschieht mehrfach im Laufe der Zeit, und so werden die ursprünglich scharfen Kanten rund und glatt zu bizarren Formen ausgewaschen.
Ich denke, man kann dies an den beiden Exemplaren auf dem Bild gut erkennen. So dürfte der vordere Tafeleisberg, obwohl angeschlagen und schon in der Schräge, relativ jung sein. Der Hintere dagegen hat sicher einiges an Auswaschungen hinter sich.