Beschreibung

S.A.C.R.E.D., 2011 – 2013

6-teilige Serie

Das Werk scheint zunächst aus sechs minimalistischen Eisenkisten zu bestehen. Kleine Öffnungen geben den Blick auf Figurengruppen und eine Szenerie frei, die durch die realistische Darstellung und den Hinweis auf Menschenrechts- verletzungen schockiert. Es handelt sich um ein Selbstporträt des Künstlers und die Schilderung exemplarischer Szenen seines Häftlingsalltags nach seiner Verhaftung und Verschleppung am 3. April 2011. Etwa halblebensgroße Figuren stellen den Häftling Ai Weiwei und zwei Wächter in chinesischen Militäruniformen dar. Die sechs Buchstaben des Titels sind den einzelnen Szenen in den Zellen zugeordnet: »S« steht für »Supper« und bezeichnet das Abendessen. »A« meint »Accusers« und benennt die »Anklagenden« in Verhören, denen Ai Weiwei mehrmals täglich ausgesetzt war. Mit »C« beginnt das Wort »Cleansing« und bezeichnet hier die Körperreinigung in Anwesenheit der Wächter. »R« deutet auf das »Ritual« des Auf- und Abgehens in der Zelle. »E« ist die Abkürzung für »Entropy« und zeigt den bewachten Häftling im Zustand der Entropie des Schlafs. »D« steht für »Doubt« und kann mit »Zweifel« übersetzt werden. Es zeigt den Häftling, der auf der Toilette sitzt und von den Beamten beobachtet wird.

Das englische Wort »sacred«, das sich als Zusammenfügung der Anfangsbuchstaben ergibt, meint nicht das Wort »heilig«, obwohl dies durch die erste Präsentation des Werks in einer Kirche nahe- liegend erscheint. S.A.C.R.E.D. verweist eher auf die Vorstellung von einem ›Homo sacer‹, der außer- halb aller Gesetze als vogelfrei galt und nur auf die Gunst seines Gottes hoffen konnte. Der Begriff wird oft zur Beschreibung einer Situation der Schutz- und Rechtlosigkeit in totalitären Systemen verwendet. (Aus dem Beiheft zur Ausstellung.)