Verschleiertes Bildnis

Verschleiertes Bildnis

im Luisium (Gartenreich Dessau)
"Das verschleierte Bild zu Saïs ist ein klassischer Topos seit der Antike und frühen Aufklärung. Dabei handelt es sich um die angeblich verhüllte Götterstatue der Isis bzw. der Göttin von Sais, die schon in der Antike als die göttliche Verkörperung der Natur angesehen wurde."
Schiller schrieb zu diesem Thema eine Ballade mit folgendem Inhalt:"Ein junger Mann kommt auf der Suche nach der Wahrheit nach Saïs in Ägypten. Dort trifft er in einer Rotonde auf ein übergroßes, verhülltes Bild. Auf die Frage, was dort verhüllt sei, antwortet ihm der Hohepriester: „Die Wahrheit“. Er staunt, dass noch niemand diesen Schleier gelüftet habe. Der Hierophant erklärt, dass die Gottheit das verbiete. Aber der junge Mann will es wissen, nachts sucht er es auf und hebt den Schleier. Was hinter dem Schleier verborgen ist, wird nicht gesagt, doch am nächsten Tag finden die Priester den bleichen Jüngling; er spricht nicht über das Gesehene, wird nie wieder froh und findet ein „frühes Grab“. Die Schlusszeilen des Gedichtes sind seine Botschaft:

„Weh dem, der zu der Wahrheit geht durch Schuld,
Sie wird ihm nimmermehr erfreulich sein.“(WIKI)
Bei Novalis findet sich eine freundlichere Deutung:
"Als Gegenstück zu Schillers Ballade ist Novalis' Kunstmärchen Hyacinth und Rosenblüthe im Romanfragment Die Lehrlinge zu Sais (1799) zu lesen. Hyacinth verlässt seine Geliebte Rosenblüthe, um die Statue der verschleierten Jungfrau zu finden und den Schleier zu lüften. Als ihm dies gelingt, erkennt er das Gesicht von Rosenblüthchen hinter dem Schleier. Die Wahrheit offenbart sich ihm als das, wovon er ausgegangen ist, zugleich – im Gegensatz zur Wahrheit bei Schiller – als eine individuelle und somit nur über das Gemüt zu fassende Wahrheit. Im romantischen Gegenkonzept zu Schiller ist die absolute Wahrheit zwar fassbar, aber nur durch die Erfassung der Innenwelt."

Canon, Canon EOS 600D, 18-270mm, 270.0 mm, 8, 1/400, 6400