was bleibt    / gedanken zum fotographieren

Beschreibung

Vor mehr als 25 jahren auf einer scheunenauktion, irgendwo hinterm deich in der nähe von hamburg, für ein paar pfennige ersteigert. Beim üblichen abstauben habe ich mich gefragt, ob irgendjemand in 80-100 jahren eine festplatte ersteigern würde, die einem hobbyfotografen gehört hat. (ganz zuschweigen davon, ob sie/er sie überhaupt noch lesen könnte, selbes gilt für cd/dvd). Wir produzieren heute billionen von bildern, mit kameras aller art, handies, camcorder usw..jeder kann heute bilder machen, die kamera erkennt gesichter, erkennt ob alle auch lächeln (weinende werden also nicht aufgenommen), stellt zeit, blende und entfernung ein und irgendwann wird sie auch noch die chancen anzeigen, ob das bild ins voting kommt (technisch heute schon machbar). Ich will jetzt nicht falsch verstanden werden, ich habe nichts gegen technik, digitale aufzeichnungsgeräte oder pcs. Vor dreißig jahren, mit dem ersten computer, war es schon ein „traum“, ob man nicht bilder im computer bearbeiten könnte. Diese digitalen techniken haben dem menschen seine entwicklungsmöglichkeiten erst machbar gemacht (sei es internet, fotografieren, musik und andere hobbies). Was ich mich frage ist, was für eine wertigkeit haben unsere bilder heute. Der fotograph, der diese negativplatten benutzt hatte, besaß eine schwere ausrüstung, wenn jemand zu ihm kam um sich fotographieren zu lassen, dann war das für diese personen ein ereignis und nicht nur weil es teuer war. Der fotograph hatte eine verantwortung, musste konzentriert arbeiten: belichtung abschätzen, die sekunden zählen, die er den objektivdeckel von der linse nahm, beim entwickeln aufpassen um die emulsion nicht zu beschädigen (die empfindlicher war als später auf den negativfilmen) und was man sonst alles beim entwickeln beachten musste bis er ein fertiges bild hatte. Aber auch die fotographierten mussten mitarbeiten, lächeln, entpannt aussehen und trotzdem lange sekunden sich nicht bewegen, ja nicht mal blinzeln. Man stelle sich vor, wir müssten heute mit so einer ausrüstung losgehen um aufnahmen im zoo oder sonst wo zu machen, der fotograph musste dies.
Wir gehen über trödelmärkte und schauen uns alte fotographien an, kaufen sie vielleicht, sind begeistert wenn wir reproduktionen von alten stadtaufnahmen im postkartenständer finden oder milieuaufnahmen aus alter zeit (wie sie zille und viele andere gemacht haben), will sagen „alltagsaufnahmen“, keine künstlerischen aufnahmen. Was bleibt von unseren aufnahmen, schon alleine die menge ist erschlagend und wer soll da das ‚richtige’ raussuchen, dann die speicherart, kann jemand in 80 jahren noch jemand jpg lesen, weiß man überhaupt noch was das ist/war. Mit immer neueren modellen, die alles für uns machen können, vom üblichen mal abgesehen, dann noch den auschnitt wählen, ob gegenlichtaufnahme, nachtaufnahme usw., die aktives eingreifen erfordern, wenn man nach eigenem gusto fotografieren will, nehmen wir alles und jedes auf, jeder sicherlich bemüht, das beste zu geben, aber mit der ständigen verfügbarkeit, den geringen kosten (keine filme, kein entwickeln), ist das besondere irgendwie abhanden gekommen. Na ja, manchmal hat man heute auch das gefühl, die kamera ist bei manchen ein statussymbol, früher hat man eine slr fürs leben erstanden. Wie gesagt, ich will nicht gegen die technik wettern, irgendjemanden den spass am fotografieren vermiesen, die medallie hat eben zwei seiten: einerseits das besondere gefühl, eine aufnahme zu machen und auf der anderen seite, die verfügbarkeit, jeder kann unbekümmert sein hobby ausleben. Auch ich werde trotz dieser gedanken weiter aufnehmen, banales, alltägliches und trotzdem bemüht sein, das besondere davor und dahinter erkennen zu können, ganz klar, wird nur selten gelingen und der anspruch ist sicher höher als die realität.
Für anderen ansichten und meinungen bin ich immer offen.


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