Kampfgetümmel

Kampfgetümmel

Piratenspektakel Anno MMXI in Eckernförde

Wir schreiben das Jahr MMXI und der Sommer ist schon einige Zeit vorangeschritten.
Die Bewohner der Ostküste Schleswig-Holsteins schauen immer wieder prüfend über das baltische Meer, denn seit nunmehr XV Jahren treiben sich wieder Freibeuter an ihrer Küste herum, die es auf die gut gefüllten Stadtsäckel einiger schnuckeliger Ostseestädtchen abgesehen haben. Ganz Schleswig-Holstein ist also auf der Hut. Wirklich ganz Schleswig-Holstein?
Nein, nicht ganz Schleswig-Holstein! In der Eckernförder Bucht sind die Menschen sorglos, obwohl sie es besser wissen müssten…

Die Sommersonne scheint auf geschäftiges Treiben am Strand des beschaulichen Ostseestädtchens Eckernförde. Die Fischer flicken seemannsgarnspinnend ihre Netze am Strand, die frisch gewaschene Wäsche der Fischersfruun flattert lustig in der frischen Seebrise. Ruhe pur.
Doch ein markerschütternder Schrei schreckt alle aus ihrem idyllischen Tun: „Piraten“!

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Tatsächlich nähert sich in schneller Fahrt eine mächtige Kogge, über und über mit Piratenflaggen bestückt, in ihrem Schatten folgt fast unauffällig ein schneidiger Zweimaster, auch hier flattern bedrohlich Piratenflaggen im Wind.

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Das sind Käpt´n Piet, Käpt´n Nepomuk und Käpt´n Lotto! Mit ihrer wilden Freibeuterbande fallen sie in minutenschnelle über die friedlichen Fischer her. Schüsse fallen, wilde Schlachtrufe erklingen, eisenbewehrte Säbel schlagen auf hölzerne Ruderblätter. Die Fischersfruun klatschen ihre nasse Wäsche den Freibeuterinnen um die Ohren. Es wird gerungen, getreten, gerauft, geschrien, gekreischt…

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Die eiligst herbeigerufene Stadtwache greift mit Berittenen und Kanonendonner ins schon arg blutrünstige Geschehen ein.

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Rauch legt sich über das Kampfgetümmel, dämpft alles Brüllen und Schreien, verschleiert das Wogen des Kampfes für einen ruhevollen Augenblick… Die Ruhe vor der schrecklichen Erkenntnis: Die Piraten und Piratenbräute haben gesiegt. Sie nehmen die Fischerslütt gefangen und ziehen mit ihnen im Schlepptau marodierend durch das Städtchen. Das Rathaus ist ihr Ziel. Die Stadtkasse ihr Begehr.
Das Rathaus liegt verbarrikadiert in trügerischer Ruhe da. Euphorisiert von ihrem schnellen Sieg am Strand ist das verbarrikadierte Rathaustor kein großes Hindernis für die Spießgesellen und ihre Kaperschwestern. Nach kurzen aber heftigen Scharmützeln ist das Rathaus eingenommen und die Stadtkasse in Hand der Freibeuter. Selbst der Bürgermeister fiel dem Piratenvolk in die Hände.

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Wehrhaft trat er immer wieder die Flucht nach vorn an, doch vergebens, er endete in Ketten und sollte an die „Schandbrücke“ am Hafen gebracht werden.
Laut grölend und siegesbewusst zieht das Piratenvolk mitsamt ihrer Beute zurück gen Hafen, wobei es zwischen den Freibeutern und ihren Gefährtinnen zu Auseinandersetzungen kommt: sie wollen gleichberechtigt an der Beute beteiligt werden und nicht – wie sonst - mit einigen Schmuckstücken abgespeist werden. Das Geplänkel weitet sich zu einer handfesten Meuterei aus und ehe Käpt´n Piet und seine Mannen es wahrhaft registrieren, entführen die Kaperschwestern den Bürgermeister und suchen fix das Weite…

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Stadtkasse gegen Bürgermeister – Tausch morgen, wenn die Rathausuhr vierzehnmal schlägt – so lautet das Angebot der Kapernschwestern.
Kaum sind die Kaperschwestern in den Hafen von Eckernförde eingelaufen werden sie überfallen, doch damit haben sie gerechnet und werfen die Kapitäne Piet, Nepomuk und Lotto kurzerhand ins Hafenwasser und bemächtigen sich der Stadtkasse. Ihren Sieg feiernd ziehen sie durch das ganze Städtchen. Die Freibeuter geben nicht auf und verfolgen sie ständig.
Erst am darauffolgenden Tag gelingt den Piraten der entscheidende Schlag gegen die Kaperschwestern: diese sitzen spielen mit ihren Kindern am Strand und sind somit schnell überwältigt. Es kommt zu einem Abkommen: Die Anführerin der Kaperschwestern wird mit der Neptun-Taufe in den Kapitänsstand erhoben und die Truhe mit der Stadtkasse gemeinsam mit den Kindern gesucht…

Am Abend lässt das Piratenvolk den Bürgermeister frei und zieht weiter, nicht ohne den alljährlichen Ruf: „Wir kommen wieder“!