Reuter-Villa
Eine der bekannteren Villen im Südviertel von Eisenach. Der norddeutsche Dichter und Schriftsteller Fritz Reuter übersiedelte im Jahr 1863 aus Neubrandenburg nach Thüringen. Als Wohnsitz ließ er sich nach Plänen von Ludwig Bohnstedt, einem renommierten Architekten der damaligen Zeit, nach dem Vorbild italienischer Renaissance-Villen eine Villa im Stil der Neorenaissance erbauen, 1866-1868. Nach dem Tod von Reuter und seiner Witwe konnte die Stadt das Gebäude erwerben, und nutzt es seit 1897 als Reuter-Wagner-Museum. https://de.wikipedia.org/wiki/Reuter-Wagner-Museum
( Richard Wagner hielt sich im 19. Jahrhundert mehrfach in Eisenach auf und hatte mit seiner romantischen Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“ beste Werbung für die Stadt gemacht. Durch Ankauf einer umfangreichen Sammlung von Wagner Schriften und anderen Gegenständen, 1895 sowie deren museale Präsentation wird dem Rechnung getragen.)
Interessant, im Zusammenhang mit der Reuter-Villa, ist insbesondere aber auch die Geschichte um o.g. Architekten.
Ludwig Bohnstedt wurde als Sohn deutscher Einwanderer 1822 in St. Petersburg geboren. Nach seiner Ausbildung zum Architekten an der Allgemeinen Bauschule in Berlin und seiner Rückkehr nach St. Petersburg war er als Architekt tätig und wurde für sein Wirken schon sehr bald als Hofrat, Oberarchitekt der russischen Regierung und Hofrat und Professor der St. Petersburger Kunstakademie gewürdigt. 1862 zog es ihn nach Gotha wo er etliche Pläne für repräsentative Gebäude erstellte. Aus dieser Zeit stammt u. a. auch der Entwurf für die Villa von Fritz Reuter in Eisenach mit dem charakteristischen, von Arkaden geschmückten Balkon.
Das Motiv der Renaissance Arkaden wurde von Bohnstedt wieder aufgegriffen in seinen Plänen zum Umbau der Straßenfront der Villa Hammerschmidt, Bonn, damals noch Villa König, 1877-78. Weitgehend erhalten, die nach Bohnstedts Entwurf gestaltete Straßenansicht der Villa Hammerschmidt, heute 2. Amtssitz des Bundespräsidenten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Villa_Hammerschmidt
Die größte Bekanntheit als Architekt erlangte Bohnstedt jedoch als er im Jahre 1872 einen international ausgeschriebenen Architektenwettbewerb für den Bau des Reichstagsgebäudes in Berlin gewann. Der Entwurf kam jedoch wegen ungelöster Grundstücksprobleme nicht zur Ausführung. Mit einem abgeändertem Entwurf, 10 Jahre später, war er bei einem 2. Architektenwettbewerb für den Bau des Reichstages chancenlos.
Weitere, bekannte Gebäude für die Bohnstedt die Pläne erstellte sind u. a. die lettische Nationaloper in Riga
https://de.wikipedia.org/wiki/Lettische_Nationaloper#/media/Datei:Opera_Nacional,_Riga,_Letonia,_2012-08-07,_DD_04.JPG
und die finnische Nationalbank in Helsinki
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/80/Suomen_Pankki_Helsinki.jpg
Nebenbei bemerkt: Das Foto der Reuter-Villa ist älteren Datums.
Seit 2 Jahren wird am einsturzgefährdeten Balkon des Gebäudes herumgewerkelt, er ist hinter Bauplanen verborgen. Das Museum ist jedoch geöffnet. Man hofft die Sanierung des Balkons im Jahre 2021 abschließen zu können.