Wandmalereien in Belfast

Wandmalereien in Belfast

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Der Konflikt mag Geschichte sein, die Mauer aber ist noch da. Sie verläuft zwischen zwei Straßen, die einst besonders berüchtigt waren: die protestantische Shankill und die katholische Falls Road. Sie laufen parallel zueinander. Die Mauer, die sie trennt, gehört zu den ältesten Belfasts.
Steht man direkt vor ihr, könnte man sie für die Berliner East Side Gallery halten: meterhohe Betonelemente, bemalt und voller Graffiti. Sobald man aber den Blick nach oben richtet, wird klar, dass das hier kein Kunstprojekt ist. Auf den Beton folgt Wellblech, gekrönt von stabilem Maschendraht. Insgesamt zwölf Meter Stein und Metall trennen im Westen Belfasts protestantische von katholischen Stadtteilen – viele Jahre, nachdem der gewaltsame Konflikt in Nordirland offiziell für beendet erklärt wurde.
Es gibt viele von diesen Mauern in Belfast. "Peace Walls" oder "Peace Lines" werden sie in Nordirland genannt. Der Begriff sei natürlich ein bisschen ironisch, sagt Norman Reilly. "Aber die Mauern bewahren nun mal den Frieden. Wenn du Leute auf beiden Seiten fragst, dann sind die froh, dass die Mauer da ist." Kann man wirklich froh sein darüber, eine Aussicht auf zwölf Meter Beton und Maschendraht zu haben? "So fühlen sich alle sicherer. Und die Teilung gibt es sowieso. Die Mauer ist nur ein sichtbares Zeichen dafür."
Veronika Widmann/Die Zeit

http://www.zeit.de/entdecken/reisen/2015-11/belfast-nordirland-murals-stadttour

FUJIFILM, FinePix S1800, 5.0 mm, 6.4, 1/150, 64