Punkszene: Heute eine gespaltene Subkultur

Vor mir liegt ein Bieruntersetzer, darauf steht: „SAUFEN GEGEN SOZIALE MEDIEN - ZAP“ Zum Warum später mehr. Auf der Rückseite ist zu lesen: „Wählen Sie aus drei seriösen Top-Angeboten!“ 1. „Hiermit verpflichte ich mich, als Hilfsarbeiter bei freier Kost und Logie auf dem Containerschiff VIEJ CONO für 2 Jahre anzuheuern.“ 2. „ZAP ABO - 4 Ausgaben für 20 Euro.“ 3. „Ich bin im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, verkaufe meine Leber für 20 DM an: ...“ Hinter dieser Aktion steckt der prominente Alt-Punk Michael Arndt (58), Künstlername Moses. Er ist Herausgeber des Hardcore-Punk-Fanzines ZAP, zudem Journalist und Drehbuchautor. Hauptberuflich arbeitet er als Hausarzt. Ein kreativer Allrounder.

Das 1. Angebot auf dem Untersetzer ist sicher ein Fake, denn der Schiffsname taucht nirgends auf. 2. Diese Offerte ist richtig gut für Leute, die keine Spießer sein wollen und die die provokante und satirische Lektüre dechiffrieren können. Und 3. wäre verdammt traurig, wer seine Leber verkaufen müsste.

Alles in allem stecken in den inzwischen 160 ZAP-Ausgaben tiefsinnige Texte und außergewöhnliche Fotos. Für jeden Geschmack ist was dabei. Ausschließlich in gedruckter Form. Dazu Moses: „Du kannst es sogar zusammenrollen und rausgehen und jemandem auf den Kopf hauen!“ Er ist sehr aufmerksam und immer für einen Spaß zu haben.

Dennoch: „Der Hausmeister von Chefredakteur Moses“ sieht mittlerweile einige Auswüchse in der Pankszene kritisch, so schreibt er im Vorwort der Nr. 159: „Fröhlich spritzen sie ihren geistigen Dünnschiss in die sozialen Medien. Da postet der Punk aus Berlin auch gerne mal ein Pamphlet der NPD-Funktionärin aus der saarländischen Provinz auf seiner Facebook-Seite. ... Es scheint sogar, dass der Anteil der Impfschisser ausgerechnet in der Pankszene relativ größer ist als im Durchschnitt der Gesellschaft.“

Ein Glücksfall ist aber, dass der echte Punk als Subkultur mit und in dem ZAP Hardcore Magazin weiter lebt!

Roland Hartig

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