Vorsicht

Beschreibung

Dem Frühling kann man nicht nur draußen in der Natur begegnen, sondern auch im Frankfurter Städelmuseum. Dort reicht uns Flora selbst einen zarten Blumengruß. Aber Vorsicht! Kann man diesen Augen trauen? Ein freundlich einladender Blick sieht anders aus. Das etwa 1520 entstandene Werk von Bartolomeo da Veneto galt lange als Bildnis der skandalumwitterten Lucretia Borgia. Joris-Karl Huysmans brachte auch Giulia Farnese, die blutjunge Geliebte des päpstlichen Erotomanen Alexanders VI., ins Zuschreibungs-Spiel. Zumindest lässt das Bischofskreuz zwischen den knospenden Brüsten dieses ebenso keusch wie lasterhaft wirkenden Teenies eine gewisse Nähe zu klerikalen Saturnalien vermuten. Wie dem auch sei. Bewiesen ist dies alles nicht. Die Kunsthistoriker des Städel geben sich in dieser Hinsicht zurückhaltend und sprechen lediglich von „einer unbekannten Dame in Gestalt der antiken Frühlingsgöttin Flora“, möglicherweise dem Idealbildnis einer römischen Kurtisane. Auf jeden Fall aber ist die geheimnisvolle Schöne wegen der außerordentlichen Qualität der Malerei eine Perle der Städelschen Sammlung, die jeder Bewunderung wert ist.