Hamburger Aktionstag für persönliche Assistenz 11

Beschreibung

Foto 5.5.2011 Hamburg am Hamburger Aktionstag für persönliche Assistenz

Im Bauch der Stadt

Ich treibe vor mich hin, im Bauch der Stadt. Gedankenlos, zwischen zwei Terminen, wie zwischen zwei Stellen. Das U- und S- Bahnnetz beherrsche ich durchaus, wobei ich immer wieder die Beherrschung verliere. Die letzte Bahn der Nacht vor meiner Nase weg, nach der Party und dann der Nase nach in die Ratlosigkeit. Schienenersatzverkehr mit Bussen. Manchmal sogar mit Taxen. 4 Personen von 400 bekommen einen Wagen. Der eine oder andere Wegweiser, unfreundlich am Wegesrand im Signalkleid. Bahnmitarbeiter unmotiviert im Nachtdienst.

Von hier nach da, von dort nach hier, zwischen Innen- und Außendienst, manchmal zu spät und verpeilt, ... na was man nicht im Kopf hat ... ! Gefangen im Bauch der Stadt. Mein Tageskopf des Tagesgeschäftes und die Arme und Beine des öffentlichen Verkehrssystems.

HVV, was heißt das eigentlich!? Im hier und verkehrt und verrückt? Und manchmal fährt gar nichts mehr. Keine rollenden Räder. Dann überwinde ich Kilometer zu Fuß. Dann treffe ich Leute, die ich sonst nie träfe. Ebenso gehetzt und unterwegs und schlecht gelaunt, wie ich selbst. Dann rieche ich Gleichgesinnte. Treppauf - treppab zwischen U-Bahnschächten. Im Takt des Scherenschrittes. Hin und wieder erfreut mich die Erfindung der Rolltreppe. Man ist schließlich keine 45 mehr. Dann denkt mein Kopf an den nächsten Termin und die Arme und Beine rollen mich als Treppe. Danke Rolltreppe, die offiziell Fahrtreppe heißt und danke an Jesse W. Reno, ihrem Erfinder.

Manchmal bin ich aber auch mit Menschen unterwegs, die weder Treppen noch Rolltreppen benutzen können. Rollis auf ebener Erde teilweise drei Mal so flink wie ich. Sie können über meine Luxusprobleme nur Lächeln. So gut sie sich auch zurechtfinden, mit ihrem Kopf, der weiß was er will und unterstützt von Assistenten mit Armen und Händen für dies und das und gegen Barrieren und Barrikaden ... was nützt das wenn der so verdammt günstig gelegene U-Bahnhof keinen Fahrstuhl hat!? Was nützt es, wenn die Arme und Hände der Assistenten greifen und der eigene Kopf des Rollifahrers so schlau ist und die Zugänge zwischen den Türen so schmal, dass man mit dem Rolli nicht durchpasst!?

Da ist so ein schöner bequemer, breiter, am besten noch gut klimatisierter Fahrstuhl nicht schlecht. Danke deshalb auch an den Fahrstuhlerfinder Elisha Graves Otis.

Und während ich das sage, bin ich mit dem Kopf wieder woanders. Im nächsten Bahnhof ohne Fahrstuhl und mit drei Kinderwägen vor der Treppe. Man hilft ja dann gerne. Treppauf treppab. Wenn dann meine Arme lahm werden, hilft mir ein schlauer Kopf, der mir sagt, dass mir eine kleine Pause mal gut täte. Ein schlauer Kopf von außen selbstverständlich, denn helfende Hände und Gedanken können wir alle mal gebrauchen.




11. Juni 2011

18. Juni 2011 10-17 Uhr im Rahmen der Altonale Tag der offenen Tür bei der

Hamburger Assistenzgenossenschaft
Haubachstraße 76 (Nähe S-Bahn Holstenstraße - mit Fahrstuhl)
22765 Hamburg

Meine KollegInnen und ich freuen uns über reges Interesse.

http://www.hageg.de



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