Menschen in der Johannstadt V

Beschreibung

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Menschenbilder: Diese Ausstellung wurde in den letzten jahren 5mal gezeigt.

Und jetzt für euch exklusiv:-)


Mich faszinieren Menschen und die zufälligen Begegnungen mit ihnen.
Eine Verkäuferin beim Bäcker aus dem Irak, eine in Sibirien geborene und jetzt auf der schwäbischen Alb lebende Russin.
Der Türke beim Döner, der mich grüßt und unaufgefordert einen Tee bringt, wenn ich meinen Salat dort esse.
Oder der tunesische Partner einer Freundin, der zur Moschee geht ( von deren Existenz in der Johannstadt ich erst durch ihn erfuhr).
Meine russische Freundin (geboren in Taschkent), die Informatikerin und Physikerin ist und mir den Unterschied zwischen russischen und deutschen Frauen erklärt.
Die kubanische Modeverkäuferin, die hier mit einem Arzt verheiratet ist und es nicht mehr erträgt, ihre Familie in Kuba zu besuchen, weil sie sich schämt, dass es ihr besser geht.
Sie alle haben für mich eine eigene Fotodokumentation, eine eigene Reportage „verdient“. Ihre Sicht auf Dresden, auf ihr Land, ihre Familie, ihre Werte, ihre Wünsche… Gedanken über die Heimat und dort gebliebenen Familien…. ihre Gründe, das Land zu verlassen Schon lange habe ich dazu Bildideen im Kopf.
Vorname: Lolita

Geb. 2.5.1965
in Tiflis/ Georgien

In Dresden, weil: ihr Mann Offizier bei der Armee war und 1986 in Dresden stationiert wurde. Sie heirateten 1986, nach Dresden folgte sie ihm 1988.
Sie hat einen Sohn, Daniel, der 18 Jahre alt ist. Ihre Tochter starb noch im 1. Lebensjahr an einer Herzkrankheit. Der Vater konnte nie den Tod der Tochter und die Beendigung seiner Stationierung verkraften. Alle sollten bis 1994 raus aus Dresden.
Er bekam Probleme und wurde 1996 ausgewiesen…starb 2011 am Herzinfarkt in Russland
Sie blieb mit ihrem Sohn allein in Deutschland und schlug sich durch.
„Kämpfte“ mit Ausländerbehörde, Arge, sowie anderen Ämtern.
Sie arbeitete im Callcenter, als Reinigungskraft, im Kindergarten, als Übersetzerin.
Sie studierte in Georgien Ingenieur für Ledertechnologiedesign, entwarf Schuhe. Eigentlich wollte sie Medizin studieren, was Armeniern aber in Georgien / Russland nicht leicht gemacht wurde. Es wurde zu viel Schmiergeld verlangt.
Hier machte sie nur gute Erfahrungen, sie bekam und bekommt bis heute alle Unterstützung von Menschen die sie auf ihrem Lebensweg hier in Deutschland traf.

2009 holte sie ihre Mutter nach einem Schlaganfall zu sich und pflegt sie.
Ihre Mutter war eine bekannte Textildesignerin in Georgien.

Gedanken zur Heimat:. Georgier sind eigenartig. Früher wohnten viele Nationen wie eine große Familie in einem Haus. Feste wurden stets zusammen gefeiert. In guten sowie in schlechten Zeiten hielten die Menschen zusammen. Es war eine sehr herzliche Beziehung untereinander.
Jetzt werden NichtGeorgier ausgegrenzt. Diese Ausgrenzung hat sie in Dresden nie gespürt Sie ist Armenierin. Ihre Mutter stammt von dort. Sie selbst wurde aber in Georgien geboren.
Ihre Vorfahren lebten in einer armenischen Siedlung, die damals noch zu Armenien gehörte (Kars, Türkei). Sie spricht armenisch, russisch und georgisch.

Das Klima ist in Georgien/ Armenien besser. In Armenien und Georgien ist die Verwandtschaft. Georgien ist gut für Georgier. Nicht für Armenier. Sie war vor 15 Jahren das letzte Mal da. Ihr Sohn, der hier geboren wurde, noch nie..

Gedanken zu Dresden: Sie liebt Dresden sehr. Nach der Wende sind die Beziehungen unter den Deutschen kälter geworden, allerdings hatte sie stets Glück mit Ihren Nachbarn, mit denen sie sehr gern Zeit beim Kaffeetrinken verbringt und sich mit ihnen unterhält.
Aber die Ordnung, die Gesetze gefallen ihr.
Mutter und Tochter sind froh hier zu sein. Sie verbringt die Hälfte des Lebens hier, ist froh und fühlt sich gut integriert.

Mein größter Wunsch: Ihr Sohn soll sein Leben in Deutschland besser gestalten können, als es ihr gelang. Deutschland ist seine Heimat. Sie konnte sich hier nicht verwirklichen.
Der Sohn soll ein guter Mensch werden.

Die Fotos entstanden in ihrer Wohnung.