Menschen in der Johannstadt IV

Beschreibung

Menschenbilder: Diese Ausstellung wurde in den letzten jahren 5mal gezeigt.

Und jetzt für euch exklusiv:-)


Mich faszinieren Menschen und die zufälligen Begegnungen mit ihnen.
Eine Verkäuferin beim Bäcker aus dem Irak, eine in Sibirien geborene und jetzt auf der schwäbischen Alb lebende Russin.
Der Türke beim Döner, der mich grüßt und unaufgefordert einen Tee bringt, wenn ich meinen Salat dort esse.
Oder der tunesische Partner einer Freundin, der zur Moschee geht ( von deren Existenz in der Johannstadt ich erst durch ihn erfuhr).
Meine russische Freundin (geboren in Taschkent), die Informatikerin und Physikerin ist und mir den Unterschied zwischen russischen und deutschen Frauen erklärt.
Die kubanische Modeverkäuferin, die hier mit einem Arzt verheiratet ist und es nicht mehr erträgt, ihre Familie in Kuba zu besuchen, weil sie sich schämt, dass es ihr besser geht.
Sie alle haben für mich eine eigene Fotodokumentation, eine eigene Reportage „verdient“. Ihre Sicht auf Dresden, auf ihr Land, ihre Familie, ihre Werte, ihre Wünsche… Gedanken über die Heimat und dort gebliebenen Familien…. ihre Gründe, das Land zu verlassen Schon lange habe ich dazu Bildideen im Kopf.

Vorname: Hamid

Geb. am15.5. 1976
In: Teheran/ Iran


In Dresden, weil: er in Teheran politische und religiöse Probleme bekam.
Er wurde als Moslem geboren und konvertierte 2004 nach langer Suche nach der Wahrheit zum Christentum. Er beschäftigte sich mit Buddhismus, Judentum und entschied sich nach einem Traum, in dem Jesus zu ihm sprach, für das Christentum. Im Iran steht der Wechsel vom Moslem zum Christen unter Todesstrafe.
Seit 2005 lebt er in Dresden Deswegen ließ er sich erst in Dresden in der Jesusgemeinde (einer freien Kirche mit 300 Mitgliedern in Dresden) taufen.
Er studierte Psychologie und schloss das Studium im Iran 1999 ab. Dann arbeitete er als Assistent bei einem Prof. in der Praxis und machte parallel seinen Master in Psychologie.
In dieser Praxis führte er Untersuchungen / Umfragen u.a. über Religion durch. Diese waren verboten, weshalb diese Probleme noch hinzukamen.
Seine Eltern sind tot. Er hat aber regelmäßigen Kontakt zu seiner Schwester und seinen beiden Brüdern. Eine Rückkehr oder ein Besuch im Iran sind unter den derzeitigen politischen Verhältnissen dort ausgeschlossen. Er ist hier politischer Flüchtling mit Aufenthaltsgenehmigung. 2012 bekommt er die deutsche Staatsbürgerschaft.


Gedanken zur Heimat: Im Iran ist die Familie wichtiger als in Deutschland. Man geht herzlicher, spontaner miteinander um. In Deutschland wird länger überlegt, man ist zunächst distanzierter bevor man sich anfreundet. Ihm liegt diese Seite der deutschen Mentalität mehr. Deutsche sind disziplinierter, es gibt mehr Sicherheit hier. Die Iraner haben oft Riesenziele, ohne Plan, wie sie diese erreichen können. Die Deutschen haben realistische Ziele und einen Plan diese Schritt für Schritt umzusetzen. Dieses Planvolle mag er.

Gedanken zu Dresden: Er fühlt sich hier gut integriert. Er arbeitet ehrenamtlich beim Gemeindedolmetscherdienst. Ebenso engagiert er seit 2006 in der Behindertenhilfe der Diakonie und begleitet zu Ärzten, in Krankenhäuser und zu alltäglichen Aktivitäten. Weiterhin arbeitet er seit 2010 ehrenamtlich bei Cabana in der Migrationsberatung. Auch im Medinetz wirkt er seit 2008 mit. Dort sind Leute vernetzt, die nicht krankenversicherten Ausländern medizinische Hilfe geben. Im Internationalen Garten ist er seit 2006.
In einem konfessionsübergeifenden Hauskreis lernte er seine Freundin kennen, die aber einer anderen Gemeinde angehört.

Mein größter Wunsch: Will als Psychologe arbeiten und sein Psychologiestudium hier fortsetzen. Er möchte sein Deutsch verbessern.
Und er möchte, dass sein persisches Volk eine andere Regierung hat. Das islamische Regime unterdrückt alle Andersdenkenden.

Die Bilder entstanden in der Dreikönigskirche.

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