Alte Frau mit Lotosfüßen

Beschreibung

Das Füßebinden war ein bis ins 20. Jahrhundert in China verbreiteter Brauch der Körpermodifikation, bei dem die Füße von kleinen Mädchen durch Knochenbrechen und anschließendes extremes Abbinden irreparabel deformiert wurden. Hintergrund war ein vermutlich bereits seit dem 10. Jahrhundert existierendes Schönheitsideal für den Frauenfuß, das Lotos- oder Lilienfuß genannt wurde. Ziel waren kleine Füße von etwa 10 Zentimetern, die, in individuell gefertigte und geschmückte Seidenschuhe gebunden, für die Schönheit und Häuslichkeit der Frau stehen und gleichzeitig ihren Gang verändern sollten.
Vor allem Mädchen aus höhergestellten Familien wurden in meist frühem Kindesalter Opfer dieses Brauches, der gravierende gesundheitliche Schäden mit sich brachte und im Ergebnis die Fortbewegung behinderte oder nur unter massiven Schmerzen ermöglichte.
Bereits 1911 verboten und teilweise heimlich weitergeführt, wurde 1949 durch Mao Zedongs gesetzlich verankertes Verbot das Füßebinden endgültig geächtet.
Noch heute trifft man in abgelegenen Gegenden Yunnans alte Frauen mit diesen Lotosfüßen an, die letzte habe ich erst 2017 fotografiert. Trotz verboten hat sich dieser Brauch also mancherorts lange gehalten.
Einer Familie habe ich diese besonderen Schuhe der verstorbenen Oma für meine Sammlung abgekauft, unter den Sohlen ist noch der Lehm der Felder.
Scan vom Dia