Leben mit dem Braunkohletagebau: Kirchhof Otzenrath nur noch roher Erdgrund

Leben mit dem Braunkohletagebau: Kirchhof Otzenrath nur noch roher Erdgrund

Beim fotocommunity-Usertreffen am 10.03.2007, initiiert von [fc-user:633383] und [fc-user:23583] anlässlich des begonnen Abrisses der Kirchen in Jüchen-Otzenrath im [fc-info:Braunkohletagebau] Garzweiler II bot sich ein erdrückendes Bild: der hinter der Kirche gelegene Kirchhof zeigt sich tief zerfurcht, nur noch hier und da sind Überreste der Begräbniskultur zu sehen. Bäume und Büsche, die die Intimität dieses Ortes der Stille und Einkehr einst prägten wurden bereits bis auf Randbereiche gerodet. Geästreste liegen überall verstreut. Das schwere Gerät hat Wegen und Flächen rohe Spuren eingeprägt. Ein Grab bleibt zurück und entgeht mangels Angehörigen einer geordneten Umbettung. Die metallene Inschrift wurde vermutlich von Plünderern demontiert. Die Scheiben der kleinen Trauerhalle sind eingeschlagen. Auch sie nur noch eine Hülle kurz vor dem Rückbau, wie der Bergbautreibende die Zerstörung nennt. Von Ordnung keine Spur.

Das Kirchengebäude ist bereits halb zerstört. Das Dach aus Eichenbalken und Schiefereindeckung und einigen Metallstreben liegt vor der Steinruine und wird von Verwertern ausgeweidet. Paletten mit Ziegeln werden abtransport und finden vielleicht irgendeine profane Weiternutzung. Die Wölbungen und Fenster reichen als Fragmente in den strahlend blauen Himmel. Die Beleuchtung pendelt chaotisch im Wind, der durch das Baugerippe streicht. Am Vortag, da der Abriss begann wollte der Regen nicht enden. Die Mittelsäule, die den achteckigen Raum getragen hatte und von der Bauweise her diese Kirche beinahe einzigartig machte ist eingeschalt in der Hoffnung, sie so einigermaßen unversehrt zurücklassen zu können. Sie soll später am Vorplatz der in Neu-Otzenrath bei Hochneukirch errichteten Kapelle aufgestellt werden.

Am Samstag gaben die Bagger gerade mal eine kurze Show-Einlage für Pressevertreter, mit Notizblock, Kamera oder Filmgerät. Der Abriss wurde am Montag fortgesetzt. Ein Exkursions-Bus des Bergbautreibenden passierte das Geschehen nur kurz. Aussteigen und Mithören, was sich ehemals Ortsansässige erzählen steht allerdings nicht auf dem Programm. Ein schneller Blick en passant muss genügen. Die Kehrmaschine hatte gerade noch die Straßen gereinigt, um keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen. Mit Holzhäcksel begehbar gemachte Bereiche erlauben dem Publikum halbwegs saubere Schuhe - sofern sie den Wegweisern und den zahllosen "Grundstück betreten verboten"-Schildern auf den in Trümmer gelegten Flächen anderer Bauten Folge leisten. Aufgespannte Werbebanner und Toilettenhäuschen unterstreichen den Event-Charakter des ganzen Geschehens. Älteren Menschen, die in Wagen Angehöriger langsam vorbeidefilieren ist die Betroffenheit ins Gesicht geschrieben. Die Atmosphäre ist voll von unterschiedlichen Gefühlen und Verlegenheiten.

In der fotocommunity gibt es eine Reihe von Fotografen, die sich teils bereits seit Jahren mit der Thematik befassen, aus den unterschiedlichsten Beweggründen. Eine ganze Reihe hatte sich am Samstag getroffen. Die entstandenen Fotos vermitteln die jeweils eigenen Sichtweisen und Techniken.

http://www.ngz-online.de/public/article/regional/juechen/nachrichten/419861

Mehr zum Thema unter diesem Foto sowie den zahlreichen Bildern der anderen Teilnehmer am Treffen.
[fc-foto:3106089]

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Aus der Heinsberger Zeitung vom 17. Juni 2006
" . . . dann hat man die Heimat ganz verloren"
http://home.arcor.de/guenter.salentin/garzweiler/pressespiegel/pressenotizen/evz_20060617_jetzt_frisst_sich_der_bagger_durch_garzweiler_II.htm

Übersichtskarte:
http://www.debriv.de/pages/grafiken.php?page=255