Leben mit dem Braunkohletagebau: Hausfreie Hauptstraße

Leben mit dem Braunkohletagebau: Hausfreie Hauptstraße

Altdorf im Braunkohletagebau Inden mit der Ausdehnung von 6km x 12km hat praktisch keine Häuser mehr. Baldmöglichst nachdem der Bergbautreibende dem ursprünglichen Besitzer ein Haus abgekauft hat, wird es abgerissen, das Grundstück planiert und dort Gras eingesät. So wächst immer stärker der Druck auf die verbliebenen Bewohner. Übrig bleiben meist noch eine Weile die Bäume in den Gärten, wie auch hier gut zu sehen. Die zahllosen Hausgrundstücke sind dann nur noch auf den zweiten Blick zu erahnen, z.B. an abgesenkten Bordsteinen der ehemaligen Grundstückseinfahrten. Oder an den dichten Reihen von Laternen.

Für eine Kommune wird die Aufrechterhaltung der Infrastruktur wie z.B. Kanalisation und Straßenbeleuchtung ein steigendes Problem, je weniger Anwohner und damit Einnahmen übrig bleiben. Teilweise muss dann noch ein Kanal aufwändig saniert werden, der wenige Jahre später wieder dem Baggerzahn geopfert wird.

Dasselbe trifft für jeden Eigentümer zu. Bei jeder Maßnahme an seinem Haus wird er sich überlegen, ob er sie noch machen soll oder nicht. So verlieren die Dörfer teilweise schon viele Jahre vor der Umsiedlung an Glanz. Und dann wird gehöhnt, dass die zur Umsiedlung gezwungenen Besitzer unverschämterweise für Ruinen Traumsummen als Entschädigung verlangen - oder gar bekämen.

Und die blühenden Gärten... wie jung müsste der Hausbesitzer sein, um im Alter wieder einen so mächtigen Obst- oder Nussbaum in seinem Garten zu erleben wie er es auf seinem alten Grundstück bereits lange konnte? All diese Feinarbeit über Jahre und Jahrzehnte muss am Umsiedlungsstandort wieder von neuem erbracht werden. Mit welchem Elan nun? Kann man verlorene Lebenszeit entschädigen?

Im Vordergrund verläuft ein Rohr zum Abtransport des Sümpfungswassers. Die Trockenlegung des Tagebaus hat Einfluß auch auf weit entfernte Trinkwassergewinnungsanlagen, wie etwa im 20km von den Großtagebauen entfernten Viersen. Die Aufwand und die Wasserpreise steigen dort, ohne dass jedoch die Kommune Anspruch auf eine Entschädigung hat. Kommunen, die einen Anspruch haben, wie etwa Mönchengladbach haben diesen nur bis zum tatsächlichen Ende der Sümpfung. Jedoch braucht es dann noch Jahrhunderte, bis sich die Grundwassersituation wieder eingependelt hat. Wie das Grundwasser durch die zerstörten Schichten, die teilweise unerwünschte Salze freisetzen dann chemisch aussehen wird, weiß niemand zu sagen.

Im Hintergrund ist das Braunkohlekraftwerk Weisweiler zu sehen, durch dessen Schornstein das im Vordergrund liegende Dorf buchstäblich verheizt wird. Eins von vieren im Rheinischen Braunkohlerevier. "Verheizte Heimat", so nannte sich einst eine Broschüre, die darüber berichtete. Heimat, vielleicht ja ein unzeitgemäßer Begriff?

Der Tagebau:
[fc-foto:3212441]

Satellitenbild (älterer Stand) von Inden und Altdorf mit dem Tagebau:
http://maps.google.com/maps?ll=50.874120,6.338596&spn=0.055878,0.088715&t=k&hl=en

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