Ganz langsam dämmert der Tag.Dann höre ich etwas, das wie der Schrei einer Krähe klingt, dann mehrere. Nebelkrähen landen in meinem Blickfeld. Jetzt ganz ruhig bleiben. Nicht fotografieren. Das Geräusch der Kamera könnte die Vögel vertreiben. Krähen sind scheu. Vorsichtig pirschen sie sich an den toten Dachs heran. Erst wenn sie sich sicher fühlen und fressen werden die Adler kommen....
Die Krähen beginnen zu picken. Dann landet er. Ein Seeadler. Ganz schön groß. Mindestens aus dem letzten Jahr. Auf jeden Fall noch keine fünf Jahre alt. Der dunkle Schnabel ist so eindeutig wie das dunkelbraun gescheckte Gefieder am Kopf. Geschlechtsreife Seeadler haben einen gelben Schnabel und helles Gefieder an Kopf und Hals. Geschlechtsreif sind Seeadler ab dem fünften Lebensjahr.
Die Krähen haben sich inzwischen entfernt. Ich sehe sie jedenfalls nicht mehr. Vorsichtig nähert sich der Vogel dem Dachs. Immer wieder bleibt er stehen, blickt um sich, zögert. Dann ist er dran und haut seinen Schnabel in den Körper des Dachses. Ich fotografiere immer noch nicht. Erst fressen lassen, er muss sich ganz sicher fühlen und Blut lecken. Er hat guten Appetit. Vielleicht ist es seine erste Mahlzeit an diesem Morgen.
Das Zuschauen ist nicht wirklich appetitlich.Tief steckt er den Schnabel in den offenen Körper seiner Beute. Ich beginne zu fotografieren. In langen blutigen Fäden zieht der Adler Gewebe aus dem Dachs.
Dann sind die Nebelkrähen wieder da. Sie scheinen sich nur wenig von dem großen Vogel beeindrucken zu lassen. Sie versuchen mitzufressen. Unglaublich, eine Krähe fliegt auf und zupft an des Adlers Schwanz. Den stört das überhaupt nicht und er frisst unbeirrt weiter. Die Krähen müssen wohl warten...